Im Jahr 2015 saß ich mit meinem Vater (Jahrgang 1939) an mehreren Winterabenden zusammen. Er erzählte mir seine Erinnerungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1990er-Jahre. Mehr oder weniger an jedem Abend ein Jahrzehnt.
Manche Anekdote kannte ich schon von Familienfeiern, Geburtstagen und Namenstagen. Sie kamen immer dann auf den Tisch, wenn seine Geschwister uns besuchten. Andere waren für mich völlig neu oder ich sah sie in einem anderen Zusammenhang, da wir uns systematisch von Jahrzehnt zu Jahrzehnt hangelten und nicht wild in den Jahren sprangen.
Teil des Strukturwandels
Besonders interessant waren die 1950er- und 1960er-Jahre. Die Landwirtschaft prägte damals noch mein ostwestfälisches Heimatdorf, die Mechanisierung setzte erste Akzente und mein Vater hoffte noch, mit wenigen Morgen Landwirt sein zu können. In den Jahren nahm dann aber der Strukturwandel Fahrt auf und die Bauern wichen aus dem Ort. Auch er orientierte sich beruflich neu. Die Landwirtschaft wurde für ihn zum Nebenerwerb.
Aufnahme mit Smartphone
Ich nahm seine Erinnerungen mit dem Smartphone auf. Die Diktierfunktion bietet dazu eine sehr gute Möglichkeit, Originaltöne in einer guten Qualität zu bewahren. Gute acht Jahre später hörte ich mir die Aufnahmen wieder an. Mit einem kleinen Redaktionsteam aus unserem Dorf erstellten wir gerade eine Ortschronik. Abseits des spannenden Inhalts, den ich für die Schrift nutzen konnte, hatte ich seine Stimme wieder im Ohr. Denn mittlerweile ist er schwer erkrankt und spricht kaum noch. Mit der Aufnahme habe ich nicht nur ein Stück Dorf- und Familiengeschichte konserviert, sondern auch seine Stimme, für ihn typische Kraftausdrücke und sein Lachen bewahrt.
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