Seit mehr als 80 Jahren liegt die Aufgabe, den Schützenvogel zu bauen, in Grevenstein im Hochsauerlandkreis in den Händen der Familie Müller. 1992 übernahm der heute 84-Jährige Bernhard Müller das Amt von seinem Vater. Sein eigener Sohn Christian packt ebenfalls mit an. „Seitdem ich 18 oder 19 Jahre alt war, bin ich für das Lackieren zuständig“, erzählt der 54-Jährige.
Er ist es auch, der den sogenannten Geck baut – eine Holzfigur, mit deren Hilfe beim Schießen der Jungschützen- und Vizekönig ermittelt wird. Die Figur wird immer passend zu einem großen Ereignis im betreffenden Jahr angezogen.Dieses Foto stammt aus dem Jahr der Fußball-Europameisterschaft. Übrigens: Bernhard und Christian Müller halten immer einen Ersatzvogel parat. Sollte die Clipque des Königspaars den Vogel „entführen“ und dieser nicht wohlbehalten zurückkehren, kann das Vogelschießen trotzdem stattfinden.
Vogelfliegen und geheime Wünsche
In Eslohe im Hochsauerlandkreis gibt es den Brauch des Vogelfliegens. Dabei wird der Vogel mit einem Stahlseil aufgehangen. So können sich der amtierende König und seine Königin daraufsetzen und schaukelnd durch den Raum fliegen.
„Es kommt auch schon mal vor, dass an diesem Abend Wünsche auf dem Vogel verewigt werden, beispielsweise dazu, wer dieses Jahr König werden soll“, erzählt Dirk Rohde, Präsident der Schützenbruderschaft St. Peter und Paul Eslohe 1818 e.V.. Hängt der Vogel erst einmal an der Stange, ist von diesen gut gehüteten Geheimnissen jedoch nichts mehr zu sehen.
Bunte Karos statt braunem Federkleid
Seit 13 Jahren baut Hans-Christian Lummer den Vogel für das Schützenfest in seinem Heimatort Delbrück-Sudhagen, Kreis Paderborn. „Die Figur immer gleich anzumalen, war mir auf Dauer zu langweilig“, sagt er. Und so griff der Vogelbauer die Idee anderer Kollegen aus der Region auf und überlässt den Anstrich Kindergartenkindern im Ort. Im vergangen Jahr malten die Kinder den Vogel in bunten Karos an – ganz so wie den bunten Elefanten aus der bekannten Kindergeschichte „Elmar“. Hans-Christian Lummer hofft, so auch den Nachwuchs schon früh dafür zu begeistern, zum Vogelschießen zu kommen.
Lesen Sie mehr: