In dem 2000 Einwohner zählenden Ort am Rand der Baumberge stand die letzte Gaststätte des Ortes vor dem Aus, als das Eigentümer-Ehepaar in den Ruhestand ging. Einen Nachfolger gab es nicht.
Darup ohne Gaststätte und ohne Festsaal? Allen war klar, was da wegbrechen würde. Es gäbe keinen Treffpunkt für Stammtische und Vereine, keinen Ort für das plattdeutsche Theaterstück oder das traditionelle Karnevalsfest der Kolpingfamilie. Nicht einmal für einen Beerdigungskaffee, für Familienfeste und Vereinsversammlungen gäbe es einen Ort – ein herber Einschnitt für das Dorfleben war zu befürchten.
Ausspannen am Daruper Berg
Auch ein Stück Tradition schien verloren zu gehen. Schließlich stammte die Gaststätte aus dem 19. Jahrhundert. Sie war nicht nur Wirtshaus fürs Dorf, sondern auch für die Durchreisenden und deren Pferde. Das Gasthaus am Daruper Berg diente als Ausspannstation, an dem sich Pferde von der Wegstrecke erholen konnten.
Auf einen Anstoß des örtlichen Heimatvereins nahm sich die Daruper Bürgergenossenschaft der Gaststätte an. Diese Genossenschaft war Jahre zuvor gegründet worden, um die Umnutzung des „Alten Hofes Schoppmann“ zu einem Naturschutzzentrum mitzuorganisieren.
Nun also sollte es um die Gaststätte gehen. „Bei einer ersten Versammlung im Februar 2020, kurz vor dem Corona-Lockdown, kamen über hundert Interessierte“, erinnert sich Markus Lewerich, der im dreiköpfigen Vorstand der Genossenschaft sitzt. „Komm, wir kaufen unsere Dorfkneipe“ – unter dieser griffigen Devise wurde um neue Mitglieder geworben. Jedes Mitglied musste mindestens 250 € zeichnen. Auf diese Weise sollte das Kapital zum Erwerb der Gaststätte aufgebracht werden. Auf der Internetseite des Projektes konnte jeder tagesaktuell die Zahl der Mitglieder und den „Kontostand“ sehen.
Das Wagnis gelang. Ende 2021 war die gesetzte Zielmarke von rund 400.000 € erreicht. Kurz vor Weihnachten 2021 konnten die Kaufverträge unterzeichnet werden.
Vielfalt des Engagements
Doch nun erst begann die Arbeit, schließlich musste das Gebäude auf Vordermann gebracht werden. „Die Sanitärräume haben wir komplett neu gebaut, die Küche und das Dach mussten ebenfalls von Grund auf erneuert werden“, berichtet Egbert Messing. Er arbeitet bei der Volksbank nebenan und engagiert sich ehrenamtlich im siebenköpfigen Initiativkreis des Projektes. „In diesem Kreis sind die Entscheidungen rund um den Umbau gefallen“, berichtet Messing dem Wochenblatt. „Und es war ein Glücksfall, dass hier Personen mit verschiedenen Talenten und Fähigkeiten zusammengefunden haben.“
Ein IT-Experte entwickelte die Homepage, über die ein Großteil der Mitgliederwerbung abgewickelt worden ist. Ein Werbefachmann, Eigentümer einer Agentur, kümmerte sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Ein dritter wiederum, bestens vernetzt in zahlreichen Vereinen des Ortes, mobilisierte die vielen Helfershelfer, die bei den Aufräum- und Renovierungsarbeiten notwendig waren. „Etwa 80 Personen zwischen 16 und 70 Jahren haben hier Hand angelegt“, berichtet Markus Lewerich.
Das ganze Projekt hat viele im Dorf und im Umland zum Mitmachen angeregt. Heute zählt die Genossenschaft deutlicht mehr als 1000 Mitglieder. Dazu passt am Ende auch der neue Name der Gaststätte: „Unser Landgasthaus“.
Neuer Pächter per TV gefunden
Durch die Internetseite und die Medienberichterstattung wurde der Dorstener Fernsehkoch Frank Rosin auf das Projekt aufmerksam. Er setzte es auf die Themenliste seiner Coaching-Sendung „Ein Sternekoch räumt auf“. Vor laufender Kamera gingen Rosin und sein Redaktionsteam mit den Darupern auf die Suche nach einem Pächter.
Nach vielen Filmaufnahmestunden, nach diversen Vorstellungsrunden, Testessen und einem Kochwettbewerb stand am Ende „der Neue“ fest: Er heißt Sven Rost, stammt aus Hamburg, ist 47 Jahre und hat unter anderem in einem Fünf-Sterne-Restaurant in Frankfurt gearbeitet. Nun also Darup. „Ein großer Sprung, ja, das stimmt“, sagt er dem Wochenblatt, „aber ich bereue ihn nicht, ich fühle mich hier sehr wohl.“
Kurz vor Ostern öffnete die Gaststätte erstmals ihre Pforten. Alles läuft gut an, sind sich die Beteiligten einig.
Die Umbauarbeiten sind noch nicht abgeschlossen. In Kürze soll der Saal modernisiert werden. Seitlich der Gaststätte wird gerade gebaggert. Dort entsteht ein Biergarten, der noch in diesem Sommer öffnen soll. Damit gibt es dann am Daruper Berg einen neuen Ort zum Ausspannen – auch für Wandergruppen und Radtouristen.
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