Minischweine sollen gesund alt werden. Deshalb gilt es, sie „restriktiv“ zu füttern. Die Tagesration sollte 1,5 bis 2 % des Körpergewichts betragen. Dafür eignet sich ein Alleinfutter, zum Beispiel ein auf Schweine zugeschnittenes Müsli aus dem Landhandel. Dieses sollte pro kg 11,4 Megajoule verdauliche Energie, 161 g Rohprotein, 81 g Rohfaser, 10,3 g Calcium und 6,2 g Phosphor enthalten. „Sonst bekommen die wachsenden Tiere Rachitis, bei der die Knochen nicht ausreichend mineralisiert bzw. verknöchert werden“, erklärt Dr. Sabrina Becker. „Beim erwachsenen Tier kann es zur Osteomalazie und damit Knochenerweichung führen.“
Ganz viel Heu
Heu dürfen die Schweine so viel fressen, wie sie wollen. „Das macht satt und nicht dick.“ Dazu gibt es als Leckerei Obst und Gemüse. Geeignet sind Sorten, die nicht blähen, wie Gurke, Karotte und Äpfel. Steinobst sollte immer ohne Kern gegeben werden, sonst besteht die Gefahr eines Darmverschlusses. Tiere ab einem Alter von etwa einem Jahr sollten ein- bis zweimal am Tag gefüttert werden.
„Zu dick sind Tiere, wenn sie sehr breit werden oder wegen der großen Speckfalten nicht mehr sehen können.“ Damit das nicht passiert, bettelnden Tieren nicht nachgeben.
Klauen, Zähne und Borsten pflegen
Die Klauen wachsen etwa 5 mm pro Monat. Wenn sie zu lang werden, kann das zu Fehlbelastungen und Gelenkproblemen führen. Damit die Schweine ihre Klauen „abarbeiten“, müssen sie auch auf harten Untergründen laufen. Dafür Betonbohlen oder -platten an viel benutzten Stellen in den Auslauf legen.
Sollte das nicht genügen, empfiehlt es sich, die Klauen zweimal im Jahr von einem Tierarzt pflegen zu lassen. Bei männlichen Schweinen lassen sich bei diesem Termin zugleich die Zähne kontrollieren: Die „Hauer“ können zu lang werden. Eber, die zusammen mit einem weiblichen Schwein gehalten werden, müssen kastriert werden.
Im Sommer verlieren viele Schweine einen Teil ihrer Borsten und sehen dann etwas nackt aus. Im Herbst/Winter wächst wieder ein dichteres Borstenkleid. Für die Hautpflege reicht eine Suhle. Die Tiere lassen sich aber auch gerne mit einer harten Bürste massieren. Vorsicht bei zu viel Sonne: Für Schatten sorgen und helle Tiere als Schutz vor Sonnenbrand mit Sonnencreme (Lichtschutzfaktor 30 oder 50) versorgen.
Viel trinken, Verstopfung vermeiden
Besonders im Sommer leiden viele Minis unter Verstopfung, weil sie nicht genug trinken. Etwas Apfelsaft oder Früchtetee im Wasser steigern die Trinklust. Zusätzliche Flüssigkeit bekommen die Schweine über in Wasser getränkte Heucobs, also pelletiertes Heu. Alternativ das Alleinfutter einweichen. Sauberes Wasser muss immer zur Verfügung stehen, entweder über eine Selbsttränke oder einen mehrmals täglich frisch gefüllten Behälter.
Stall und Auslauf
Aufgrund ihres stark ausgeprägten Sozialverhaltens sollten Minischweine mindestens zu zweit gehalten werden. Dann fällt auch die Erziehung leichter. Für den Stall gelten folgende Mindestmaße: 6 m2 für ein Tier und 3 m2 zusätzlich für jedes weitere Tier. Haben die Minischweine einen Auslauf (Richtschnur sind 10 m2 pro Tier), kann die Stallfläche um ein Drittel reduziert werden. Besonders der Liegebereich sollte vor Zugluft geschützt sein. Draußen wollen die Tiere wühlen, sich scheuern und bei Hitze auch suhlen. Außerdem brauchen sie Schatten, besonders im Sommer.
Beim Tierarzt
Wer sich ein Minischwein anschaffen will, sollte sich schon vorab einen Tierarzt suchen. Das ist mitunter schwierig, weil es in manchen Regionen keine Praxen mit Schweineerfahrung gibt.
Drei- bis viermal im Jahr sollten die Tiere mit einem für Schweine zugelassenen Präparat entwurmt werden, am besten per Injektion. Zu empfehlen ist die Impfung gegen Rotlauf.
Für Besuche beim Tierarzt ist es sinnvoll, die Minischweine zu trainieren. „Sie sollten sich überall anfassen und sich in einer Box transportieren lassen“, erklärt Dr. Sabrina Becker.
Bei guter Fütterung und Pflege können Minischweine 15 bis 20 Jahre alt werden. Neben Altersschwäche sind häufig Tumore die Todesursache. Sie treten bei den Tieren in unterschiedlichen Arten und verschiedenen Organen auf. Häufig betroffen sind Leber, Nieren und bei weiblichen Minischweinen zusätzlich die Gebärmutter und die Eierstöcke.
Lesetipps
Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) gibt in ihrem Merkblatt Nr. 94 Empfelungen zur artgemäßen Haltung von Mini-Pigs.
www.tierschutz-tvt.de
Die Züchterin Jane Croft teilt in diesem Buch ihre Erfahrungen und gibt Hinweise zu Fütterung, Pflege und Erziehung von Minischweinen.
Minischweine. Eine Liebeserklärung an das kleine Borstentier – von Jane Croft, blv, ISBN 978-3-8354-1833-2, 96 Seiten, 15 €.
Lesen Sie mehr: