Jugendliche und Smartphones

Bis zu sechs Stunden pro Tag

Jugendliche greifen alle sechs bis sieben Minuten zum Smartphone. Ab wann sollten Eltern den Medien-Konsum kritisch hinterfragen? Bei dieser Frage kommt es nicht auf die reine Nutzungszeit allein an.

Ob Kinder ihre eigenes Smartphone bekommen sollten oder nicht, diese Frage stellt sich heutzutage nicht mehr. Mittlerweile geht es lediglich um die Frage: wann? Viele Eltern sehen den Wechsel zur weiterführenden Schule als passenden Zeitpunkt, wie Sozialpädagoge Ralf Bolhaar beim „Forum der jungen Landfrauen“ des Kreislandfrauenverbandes Coesfeld erläuterte.

Nicht selten liegt das Smartphone schon an Heiligabend vor dem Schulwechsel unterm Weihnachtsbaum. Sogar bei mancher Kommunion gehörte ein Smartphone schon zu den Geschenken, wie eine Teilnehmerin berichtete. Da überraschen die Ergebnisse einer Studie nicht, die Ralf Bolhaar nannte: Demnach besitzen 92 % der 12- bis 13-Jährigen ihr eigenes Smartphone.

Motorische Fähigkeiten leiden

Ist das Gerät erst einmal da, ist die Versuchung groß, es immer wieder zur Hand zu nehmen. „Jugendliche greifen 130 Mal am Tag und demnach alle sechs bis sieben Minuten zu ihrem Smartphone“, berichtete Ralf Bolhaar. Durchschnittlich verbringen sie vier bis sechs Stunden damit, Nachrichten zu schreiben, Musik zu hören, Videos zu schauen, Fotos zu machen, Spiele zu spielen oder nach irgendetwas zu googlen.

Diese Zeit fehlt ihnen an anderer Stelle, beispielsweise um draußen zu toben. So lässt sich beobachten, dass die motorischen Fähigkeiten der Kinder in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen sind, wie Ralf Bolhaar berichtete. Dafür könnte auch die vermehrte Smartphone-Nutzung ein Grund sein. Ein weiterer Nachteil: Die Erfahrungen aus der digitalen Welt lassen sich nicht auf die analoge Welt übertragen. Wer im Handy-Spiel ein guter Anführer ist, ist das nicht auch automatisch auch in der realen Welt.

Genug Kontakte in Realität?

Ab welchem Punkt also wird der Smartphone-Konsum von Kindern und Jugendlichen kritisch? Grund zur Sorge besteht, wenn ein Kind nicht nur zu seinen Eltern und der Familie, sondern auch zu Gleichaltrigen keinen Kontakt mehr in der realen Welt hat. Die Zeit, die ein Kind mit dem Smartphone verbringt, ist dabei nicht alleine ausschlaggebend.

„Wichtig ist, dass es ein natürliches Gegengewicht zur digitalen Welt gibt,“ betont Ralf Bolhaar. Die Jugendlichen sollten noch eine Leidenschaft im Leben haben, wie der Experte es nennt. Beispielsweise ein Hobby, für das sie sich begeistern. Denn auf Dauer macht der Konsum der digitalen Medien allein nicht „satt“.

Mit Realität verknüpfen

Wer der Anziehungskraft von Smartphones etwas entgegensetzen möchte, muss die Geräte nicht komplett verbannen. Eine gute Möglichkeit besteht darin, die Medien mit dem realen Leben zu verknüpfen und beispielsweise mit den Kindern zusammen einen Film zu drehen oder eine Schnitzeljagd mit dem Smartphone zu veranstalten. Denn auch wenn die Geräte dabei präsent sind, fördert das den direkten menschlichen Austausch.