Bis zu zwölf runde Brote passen in den Backofen von Susanne und Thilo Gernandt aus dem hessischen Heuchelheim, Landkreis Gießen. Den gut 1,3 x 2 m großen Holzbackofen hat das Ehepaar selbst gebaut.
Tüfteln und bauen
„Wir stellen schon immer gerne unsere Lebensmittel selbst her“, erzählt Susanne. Das brachte die gelernte Hauswirtschaftsleiterin und den passionierten Jäger auf die Idee, einen eigenen Holzbackofen in den Garten zu bauen. Als Berufsschullehrer für Metalltechnik ist Thilo damit vertraut, Konstruktionen selbst zu entwickeln – so plante er auch den Ofen selbst.
Zunächst gossen Gernandts eine etwa 2 x 1,7 m große Betonbodenplatte. Darauf mauerten sie zwei Reihen Kalksandsteine, um später eine angenehme Einschubhöhe für den Backofen zu haben. Für die Maurerarbeiten holten sie sich Unterstützung bei einem fachkundigen Bekannten. „Den Boden für den Ofen haben wir ebenfalls aus Beton gegossen“, erzählt Thilo Gernandt. Zusammen mit seinem Bekannten optimierte er außerdem die Entwürfe und tüftelte an der Technik.
Technik vom Experten
Auf den Betonboden des Backraums gaben sie Quarzsand, zogen ihn ab und legten fugenlos Bäckerplatten darauf. Die roten, etwa 28 x 28 cm großen Platten verhindern, dass das Brot oder die Pizza festbrennen.
Die Wände mauerten Gernandts aus Schamottsteinen sowie einem speziellen Ofenmörtel. „Wichtig ist, dass der Garraum in Richtung Schornstein leicht ansteigt, damit der Rauch abziehen kann“, erklärt Thilo Gernandt die 2° Steigung. Verputzt ist der Ofen mit Lehm, der sich immer wieder nachbessern lässt. Risse haben keinen Einfluss auf die Funktion.
Tür, Abluftmechanik und Ofenrohr kaufte Thilo Gernandt bei einem Ofenhersteller. „Der Vorteil für uns Neulinge war, dass die Experten dort genau wussten, wie groß zum Beispiel das Abluftrohr sein musste“, berichtet der 57-Jährige.
Backen mit Freunden
„Bei der Tür haben wir uns für die zweiflügelige Variante entschieden, weil wir das schöner und praktischer fanden“, erzählt Susanne Gernandt. Rund 4000 € kostete das Material für den Ofenbau. Gut investiertes Geld, wie die beiden finden. Denn zu den Backtagen kommen gerne Freunde vorbei, die auch zum abendlichen Ausklang bei einem im Ofen gegarten Reh- oder Wildschweinbraten und einem Glas Wein bleiben.
So läuft ein Backtag ab:
10 Uhr: Lüftung auf, ausreichend Holz in den Garraum geben und anzünden. Anschließend das Feuer regelmäßig kontrollieren.
13 Uhr: Der Ofen hat über der Glut rund 500 °C. Den Garraum auskehren, mit einem feuchten Besen auswischen und die Lüftung schließen.
Etwa 15 Minuten später: Die Temperatur sinkt auf etwa 300 °C – optimal für Flammkuchen und Pizza. Beides braucht im Ofen keine 5 Minuten.
Gegen 13.30 Uhr: Die vorbereiteten Brotlaibe werden bei 270 °C vorsichtig mit dem Holzschieber auf den Bäckerplatten im Garraum platziert.
14 Uhr: Brote kurz herausnehmen und für eine gute Kruste mit klarem Wasser bestreichen.
14.15 Uhr: Je nach Geschmack und Bräunungsgrad sind nun die Brote fertig. Ob sie gar sind, verrät der hohle Klang beim Klopf-Test.
Temperatur auf 220 bis 230 °C: Jetzt kommt der Kuchen für 20 bis 30 Minuten hinein.
Gegen 16 Uhr: Das Thermometer zeigt gut 180 °C an – optimal, um die Wildschweinkeule im geschlossenen Bräter mit Gemüse und Rotwein einzuschieben. Je nach Dicke braucht das Fleisch etwa drei Stunden.
10 Uhr am nächsten Morgen: Der Ofen hat immer noch gut 80 °C und eignet sich perfekt für Baiser oder das Dörren von Obst.