Zu Weihnachten gab es für sie und ihre drei Geschwister meist einen Apfel, ein paar Nüsse und selbst gebackene Plätzchen. „Manchmal hatte meine Mutter für uns Kinder auch ein Stück Marzipan besorgt. Ich habe keine Ahnung, wie ihr das gelungen ist“, erzählt die 85-Jährige. Von den kleinen Schweinchen durften sich die Kinder jeden Tag eine dünne Scheibe abschneiden. In den Nachkriegsjahren gab es meist etwas Praktisches zu Weihnachten, häufig für die Aussteuer. „Das Fest hatte damals jedoch insgesamt nicht so einen großen Stellenwert wie es heute der Fall ist“, sagt sie.
Segen mit Kohlstrunk
An einen Brauch zu Weihnachten erinnert sich die Senioren noch heute gern: Ihr Vater segnete gemeinsam mit einem der Brüder das ganze Haus, die Remise und alle Tiere. „Vorher mussten wir immer schauen, ob wir noch genügend Weihwasser hatten. Dann holte mein Vater einen Kohlstrunk aus dem Garten und ging damit durch alle Zimmer.“
Mit der Kutsche fuhr die Familie an Weihnachten zur Kirche ebenso wie zu den Großeltern nach Billerbeck. „Damit ich nicht fror, packten meine Eltern mich als kleines Kind in einen Fußsack aus Schafsfell und legten mich unten in den Kutschwagen, wo alle anderen ihre Füße hatten.“ Später, als sie größer war, hätte Carola Konermann gerne auf dem Kutschbock gesessen und die Zügel gehalten. Denn schon als kleines Mädchen liebte sie Pferde. Doch die Kutsche zu fahren, war ihren Brüdern vorbehalten. „Es sei denn, die beiden waren krank. Dann durfte ich übernehmen.“
Mit Kindern gewichtelt
Auch in späteren Jahren, als sie ihre eigene Familie gegründet hatte, versuchten Carola Konermann und ihr Mann Hubert es mit den Geschenken zu Weihnachten nicht zu übertreiben. „Im Grunde haben wir schließlich schon alles. Als unsere vier Kinder noch alle hier auf dem Hof wohnten, haben wir gewichtelt.“ Geschenke im Überfluss hat es dadurch nicht gegeben. Selbst Geschenke auszupacken – das ist ohnehin nicht so Carola Konermanns Fall. Sie selbst bereitet anderen jedoch sehr gerne eine Freude, so wie neulich beim Treffen des Freundeskreises. Sie hatte für jeden ein kleines Päckchen mit einem selbst gebackenen Plätzchen und einer Praline vorbereitet. „Da ist die Stimmung gleich fröhlicher“, freut sie sich.
Kleiner Obolus für Enkel
Seit einigen Jahren ist es zur lieb gewonnen Tradition geworden, dass alle Kinder mit ihren Ehepartnern und Kindern sich am zweiten Weihnachtstag zum Frühstück bei Carola Konermann in der großen Diele versammeln. Dieses Jahr wird das Treffen aufgrund von Corona vermutlich draußen stattfinden. Die Seniorin sieht das positiv: Vor allem ihre zehn Enkel im Alter zwischen sieben und 30 Jahren werden es lieben, am Lagerfeuer zu stehen. Alle Enkel erhalten von ihr an diesem Tag einen kleinen Obolus. Mal besorgen die Eltern dafür ein passendes Geschenk, mal wandert das Geld in die Spardose oder aufs Konto. Außerdem spendet die Familie jedes Jahr für einen guten Zweck.
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