Töne und Klänge, die alle kennen

Die Ausstellung „Klang der Frömmigkeit“ sucht nach Luthers Erben in Westfalen und bietet viele Überraschungen. Schon der Ort lässt aufhorchen: Zu sehen ist sie im rock’n’popmuseum in Gronau.

Wer verbindet das berühmte Adventslied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ mit Westfalen? Wer weiß, dass der Weihnachtsklassiker „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ in Unna geschrieben wurde? Und dass „Ihr Kinderlein kommet“ in der heute bekannten Form aus Gütersloh stammt?

Die singende Reformation

Viele solcher Überraschungen finden sich in der Wanderausstellung „Klang der Frömmigkeit“ im Rock’n’Popmuseum in Gronau. Sie stellt Luthers musikalische Erben in Westfalen vor und blickt auf die vielfältigen Folgen der Reformation für die Musik. Die Schau ist ein Beitrag des Museumsamtes des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zum Reformationsjahr 2017 und wurde mit Unterstützung der Evangelischen Kirche von Westfalen erarbeitet. Bis 2018 wird sie in sieben Städten Westfalens gezeigt.

Die Reformation verbreitete sich eben nicht nur „allein durch das Wort“, sondern ebenso auch durch Musik. Die evangelische Kirche war von Beginn an eine musizierende Kirche. Für Martin Luther, auch als „Vater der Kirchenlieder“ bezeichnet, war Musik Mittel der Verkündigung, Geschenk Gottes und Medizin gegen das Böse. Lieder gaben der Gemeinde eine Stimme – und zwar nicht in der Liturgiesprache Latein, sondern allgemein verständlich auf Deutsch. Luthers Choräle sind heute Gesangbuchklassiker.

Die Wanderausstellung wird in weiteren Museen in Westfalen zu sehen sein:
5. März bis 30. April 2017: Historisches Museum in Bielefeld

7. Mai bis 2. Juli 2017: Museum der Stadt Gladbeck
8. Juli bis 3. September 2017: Daniel-Pöppelmann-Haus in Herford

Soester Gloria-Singen

„Die Ausstellung begibt sich auf die Suche nach dem Klang der frohen Botschaft. Sie vermittelt multimedial Einblicke in die Geschichte der deutschsprachigen Kirchenmusik“, erläutert die Ausstellungsmacherin Dr. Silke Eilers das Konzept. Gerade in Westfalen haben sich besondere Traditionen entwickelt, so etwa die Posaunenchorbewegung in Ostwestfalen, das weihnachtliche Gloria-Singen in Soest, die „Haller Bachtage“, das Kantatefest in Herford oder die Musicals und Oratorien der Stiftung Creative Kirche in Witten.

Die Ausstellung zeigt Instrumente, Gesangbücher und Notenblätter, Skulpturen, religiöse Druckgrafik, Gemälde, Materialien kirchenmusikalischer Veranstaltungen sowie Bühnenkleidung und -requisiten. Eines der kostbarsten Stücke ist der „Freudenspiegel des ewigen Lebens“ aus dem Jahr 1599, eine Leihgabe des Stadtarchivs Soest. Es enthält die ersten Drucke der Kirchenlieder „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ und „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Beide Lieder stammen aus der Feder des Theologen und lutherischen Hofpredigers Philipp Nicolai (1556–1608), der das Buch unter dem Eindruck der Pest in Unna verfasst hat.

Tipps für Besucher

Ort: Die Ausstellung ist bis zum 26. Februar im Rock’n’Pop­Museum, Udo-Lindenberg-Platz 1, in Gronau, Kreis Borken, zusehen.
Öffnungszeiten: Das Museum ist mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Eintritt: Erwachsene 8,50 €, ermäßigt 6 €, Kinder bis 6 Jahre frei, Familien 19 €. – Der Begleitband (223 Seiten, 106 Abbildungen) kostet 16,90 €.
Weitere Infos: Tel. (02562) 81480, www.rock-pop-museum.de .



Text: LWL/Str.