Tach, altes Haus – wie geht’s?

24. Tag des offenen Denkmals: Rund 480 Baudenkmäler in Westfalen, darunter viele im ländlichen Raum, öffnen am Sonntag ihre Pforten.

Tach, altes Haus, wie geht’s denn so?“ – Unter diesem saloppen Frage-Motto steht ein Poetry Slam von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Schloss Neuhaus bei Paderborn. Am „Tag des offenen Denkmals“ an diesem Sonntag wollen sie mit dem Literaturwettbewerb auf die Zeugen vergangener Zeiten und auf deren Wert für die heutige Ortschaft und die heutigen Einwohner aufmerksam machen.

Der Poetry Slam ist nur eine von etlichen Hundert Aktionen, die an diesem Sonntag, 11. September, allein in Westfalen stattfinden. Viele Höfe, Landsitze, Parks, archäologische Stätten, Kirchen oder Wasserschlösser laden an diesem Tag des offenen Denkmals ein. Er findet seit 1993 jährlich statt und steht in diesem Jahr unter dem Motto „gemeinsam Denkmale erhalten“. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert den Aktionstag. Sie will mit dem Motto darauf aufmerksam machen, dass es vieler Engagierter auf allen Ebenen bedarf, um historisch wertvolle Gebäude vor dem Abbruch zu bewahren.

Wohin auf dem Land?

In Deutschland öffnen am Sonntag nach Angaben der Stiftung Denkmalschutz mehr als 8000 historische Baudenkmale. Die Liste allein in Nordrhein-Westfalen umfasst etwa 1000 sehenswerte Boden- und Baudenkmäler. Unter ihnen weisen viele einen landwirtschaftlichen Bezug auf oder befinden sich im ländlichen Raum. Wir haben hier eine Auswahl zusammengestellt:

Altenbeken: Die Alte Oberförsterei (Am Hammer 16) stammt aus der Barockzeit und wurde 1849 erweitert, unter anderem um Gartenanlagen im englischen Stil. Die Försterei ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet, mit Führungen um 11, 13, 15 und 17.30 Uhr.
Bad Salzuflen: Die doppelte Hofanlage im Ortsteil Holzhausen (Heerserheider Straße 58), erbaut 1588 und 1731, mit Brunnenhäuschen, Backhaus, Speicher, Remise und Scheune kann von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden, mit Führungen um 11 und 15 Uhr.
Blomberg-Reelkirchen: Der ehemalige Hof Wyneke, ein Bauernhaus von 1616 im Vierständer-Fachwerkbau, ist von 15 bis 20 Uhr geöffnet, Führung 15 Uhr.
Brilon: Das barocke Ackerbürgerhaus (Krumme Straße 2), erbaut 1791, kann von 15.30 bis 19.30 Uhr besichtigt werden.
Castrop-Rauxel: Das Wasserschloss Bladenhorst (Westring 346) wurde vor 750 Jahren erstmals erwähnt. Sein heutiger Bau, eine großzügige Vierflügelanlage im Stil der Lippe-Renaissance, entstand 1530 bis 1580 und ist heute
Sitz einer Zigarrenmanufaktur. Schloss Bladenhorst ist von 11 bis 16 Uhr geöffnet.
Detmold: Das ehemalige Rittergut Herberhausen (Gut Herberhausen 3), ein villenartiges Wohnhaus aus dem 19. Jahrhundert, dient heute als kirchliches Gemeindezentrum und wurde mit seiner historischen Ausstattung restauriert. Gut, Torhaus und Kuhstall sind von 14 bis 16 Uhr geöffnet.
Gütersloh: Die Hofstelle Nordhorn Nr. 4 (Zum Stillen Frieden 43) wurde 1730 als Zweiständer-Konstruktion erbaut und später auf drei Ständer erweitert. Geöffnet von 13 bis 16 Uhr, Führungen um 13, 14 und 15 Uhr.
Gütersloh-Isselhorst: Die Holtkämperei (An der Lutter 1), als Dreiständer-Fachwerkgebäude 1623 errichtet, ist das älteste Wohngebäude des Ortes. Ab 1733 praktizierte hier einer der ersten Dorfärzte. Das Baudenkmal ist von 10.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.
Havixbeck: Das Wasserschloss Haus Stapel (Gennerich 18) mit barocker Vorburg und klassizistischem Haupthaus, im 17./18. Jahrhundert erbaut, mit seiner reichhaltigen Innenausstattung, kann von 14 bis 16 Uhr besichtigt werden. Führung um 14 Uhr, um 17 Uhr beginnt ein romantischer Liederabend im historischen Festsaal.
Horn-Bad Meinberg: Im Felsenkeller (Holzhauser Berg 10), 1844 angelegt, lagerte über den Sommer Eis für die in Mode gekommene „Bayrische Art“ des Bierbrauens. Der Keller ist von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet.
Horstmar: Der 1561 erbaute Merveldter Hof (Gossenstraße 10–12) ist zu den Führungen um 11 und 14.30 Uhr geöffnet.
Horstmar-Leer: Am Wasserschloss Haus Alst (Alst 1), erbaut 1624 im Stil der niederländischen Renaissance und Wohnsitz des westfälischen „Bauernkönigs“ Burghard von Schorlemer-Alst finden am Denkmaltag um 11 und 15.15 Uhr Führungen im Außenbereich statt.
Kierspe: Die Rhadermühle (Rhadermühle 1/B 54) war bis etwa 1960 Mahlmühle und Bäckerei. Back-ofen, Backstube und Dachgeschoss sind restauriert. Die Mühle ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet (inklusive Brotverkauf).
Lemgo-Lieme: Das zweigeschossige Fachwerkhaus (In der Ecke 10), 1745 erbaut, ist das einzige erhaltene Gebäude des ehemals adlig-freien Gutes „Steinhof“ und war Wohnstätte des legendären Japanforschers Engelbert Kaempfer. Es ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Milte-Vinnenberg: Die Wassermühle am Kloster (Beverstrang 40) lag jahrzehntelang still, das Rad wurde frisch restauriert – der malerische Ort ist von 11 bis 17 Uhr zugänglich.
Münster: Die großzügige, barocke Vorburg Haus Lütkenbeck (Lütkenbecker Weg 100), um 1700 erbaut, ist zu den Führungen um 10.30 und 12 Uhr geöffnet.
Münster-Hiltrup: Der Fachwerkspeicher Haus Heidhorn (Westfalenstraße 488) ist zu den Führungen um 11.30, 13.30 und 15.30 Uhr geöffnet.
Raesfeld: Das Wasserschloss ist Sitz des europäischen Zentrums für Unternehmensführung sowie Akademie des Handwerks und kann nur zu den Führungen um 11, 13 und 15 Uhr besichtigt werden.
Recklinghausen-Suderwich: Das 200 Jahre alte Fachwerkhaus (Sachsenstraße 26) mit Wohn- und Tennenteil, prägender Bestandteil des historischen Dorfkerns, ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Rheda-Wiedenbrück: Das Wasserschloss Rheda, 1170 erbaut, mit seinem Kapellenturm aus dem 13. Jahrhundert, einem Galerietrakt der Renaissance und einem barocken Gebäudeflügel kann von 15 bis 17 Uhr besichtigt werden.
Rhede: Haus Tenking (Tenkingallee 2), im 16. Jahrhundert erbaut, kann mit seinem 2 ha großen Park ganztags besichtigt werden.
Salzkotten: Das kleine Fachwerkhaus (Klingelstraße 15), erbaut um 1790, war Geschäfts- und Wohnhaus (Schneiderei) mit Schweinestall. Es ist von 9 bis 20 Uhr geöffnet.
Soest-Ampen: Der frisch restaurierte Hof Thiesse, ehemals Hof Behrens, mit seinem Speicher von 1800 und seinem Haupthaus um 1870, ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Vlotho: Die 1827 erbaute Hammerschmiede Gnuse (Seebruchstraße 3) war Messerfabrik und Schleifmühle und stellte Sicheln und Schaufeln her. Sie ist von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Waltrop: Der im 14.Jahrhundert erbaute Adelssitz Gut Nierhof (Oberlippe 16), war seit 1899 Lehrhof für Gemüseanbau, ist seit 1963 verpachtet und kann von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden.
Wilnsdorf-Oberdielfen: Die Kapellenschule (Oranienstraße 4), 1821 erbaut, ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen finden nach Bedarf statt.

Weitere Informationen

Sämtliche Angebote des Denkmaltages können, nach Bundesland und Kreisen geordnet, per Internet abgerufen werden. Weitere Informationen vermittelt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Schlegelstraße 1, 53177 Bonn, Tel. (02 28) 9 09 10.
www.tag-des-offenen-denkmals.de

Text: Gisbert Strotdrees