Cranach: Die Macht der Bilder

Mit seinen Gemälden veränderte er die Welt: Rund 200 Werke des Luther-Freundes Lucas Cranach sind in Düsseldorf zu sehen. Die Ausstellung gilt schon jetzt als einer der Höhepunkte im laufenden Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“.

Wer den Namen „Cranach“ noch nie gehört hat, kennt dennoch seine Bilder. Luther als mutig in die Welt blickender Augustinermönch, als „Junker Jörg“ oder als respektabler Ehemann mit seiner Frau Katharina von Bora: Wo immer in diesen Tagen etwas über die Reformation vor 500 Jahren gezeigt wird, ist eines dieser Gemälde nicht weit. Sie haben den Reformator berühmt gemacht, aber auch ihren Schöpfer Lucas Cranach (1472–1553). Er war Zeitgenosse Luthers und zählte zu seinen engsten Freunden und Mitstreitern.

Aus aller Welt geliehen

In Düsseldorf werden rund 200 Gemälde und Holzschnitte Cranachs gezeigt. Die Ausstellungsmacher haben die Werke in aller Welt aufgespürt und ausgeliehen: in London, Warschau, Paris oder St. Petersburg, in New York, Los Angeles oder Kansas City, außerdem bei vielen nicht näher genannten privaten Leihgebern. Manche dieser Bildschätze waren noch nie ausgeliehen.

Zu sehen sind einige der berühmten, vielfach abgebildeten Luther-Porträts aus allen Lebensstufen, aber vor allem auch Gemälde mit biblischen Motiven: Adam und Eva, die Ehebrecherin, Christus am Ölberg, der hl. Stephanus, der Abschied der Apostel – so und ähnlich lauten die Titel etlicher Cranach-Meisterwerke. Daneben malte er Adlige und Bürger seiner Zeit.
Die Werke sind erstaunlich detailgenau gemalt. Sie beeindrucken bis heute durch ihren Schwung, ihre Art der Darstellung, durch die Farben und die Bildaufteilung – und nicht zuletzt auch durch die klare reformatorische Botschaft. Sie verlieh den Gemälden von Beginn an ihre Wirkkraft.

Für Bartträger und Bewohner von Cranachstraßen
Das Düsseldorfer Museum hat sich ein paar pfiffige Begleitaktionen ausgedacht:
In Anspielung auf die vielen Männer-mit-Bart-Bilder Cranachs können Besucher via Instagram Fotos mit Bart posten. Einsender mit den meisten „Likes“ können Freikarten, kostenfreie Kataloge und andere Preise gewinnen.

Vergünstigten Eintritt erhalten auch „junge, werdende und fertige Meister“ – wer also einen Meisterbrief in der Tasche hat, ist im Museum besonders gern gesehen, ebenso wie die Bewohner von „Cranachstraßen“ im Land: Sie zahlen für zwei Personen nur einen Einzelpreis.

Geschäftiges Handwerk

Die Ausstellung wirft aber auch einen Blick hinter die Kulissen in die Werkstatt des Meisters. Zeitweise arbeiteten mehr als ein Dutzend Personen mit ihm und für ihn. Klappsägen, Beitel, Löffelbohrer und anderes Werkzeug zeigen, dass vor aller Kunst der Schweiß und das Wissen des Holzhandwerks stand.

Seit mehreren Jahren erkundet ein digitales Forschungsprojekt gezielt die Gemälde der Wittenberger Werkstatt und veröffentlicht sie auf einer für jedermann frei zugänglichen Internetseite. Betrieben wird diese Internetseite von der Technischen Hochschule Köln und von Kunsthistorikern des Düsseldorfer Museums Kunstpalast. Bei der Arbeit an diesem digitalen Forschungsprojekt entstand vor Jahren die Idee zur Ausstellung.

Hier geht’s lang

Ort: Die Ausstellung „Cranach. Meister – Marke – Moderne“ ist bis zum 30. Juli 2017 im Museum Kunstpalast, Ehrenhof 4–5, in Düsseldorf zu sehen.

Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags und samstags jeweils bis 21 Uhr.

Eintritt: Pro Person 12 €, ermäßigt 11 €, Kinder und Jugendliche von 7 bis 17 Jahren 1 €. Samstags, sonntags und feiertags kostet der Eintritt pro Person 14 €. Der Begleitkatalog kostet 49,90 €.

Weitere Informationen: Tel. (02 11) 5 66 41 60, www.smkp.de oder www.cranach2017.de.

Text: Gisbert Strotdrees

Der ausführliche Ausstellungsbericht ist veröffentlicht im Wochenblatt für Landwirtschaft udn Landleben, F. 17/2017, vom 27. April 2017.