Großausstellung in Münster

Von guten Mächten?

Fünf Schauen, vier Museen, ein Thema: Mit „Frieden von der Antike 
bis heute“ befasst sich eine Großausstellung in Münster. Unter den 650 Ausstellungsstücken sind einige Diamanten regelrecht versteckt, zum Beispiel ein berühmter Brief Bonhoeffers.

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer schrieb 1944 im Berliner Gestapo-Gefängnis einen „Weihnachtsbrief“ an seine Verlobte. Selbst in aussichtsloser Lage, sprach er ihr Mut zu, schrieb von seinem inneren Frieden – und schloss mit einem Gedicht, das ihm in der Haft in den Sinn gekommen war: „Von guten Mächten wunderbar geborgen …“

Bonhoeffers Verse, kurz vor seiner Ermordung durch die Nazis niedergeschrieben, sind längst weltberühmt. Sie wurden mehrfach vertont und werden wohl auch auf dem derzeit laufenden Katholikentag in Münster vielfach angestimmt werden. Was kaum einer der Gäste ahnt: Bonhoeffers Original-Brief auf dünnem Papier liegt zurzeit, etwas versteckt, in einer Vitrine im Landesmuseum für Kunst und Kultur in Münster.

Keilschrift und Pressebilder

Das hochempfindliche Schriftstück wird an der Harvard-Universität aufbewahrt und so gut wie nie ausgeliehen. Zurzeit aber ist es ­eines von 650 Exponaten der Ausstellung in Münster, die den Titel trägt: „Frieden – von der Antike bis heute“. Ihr Bogen reicht vom ältesten Friedensvertrag, in Keilschrift vor mehr als 3500 Jahren festgehalten, bis zu Pressefotos und Plakaten unserer Tage.

Regenbogen und ­Taube – zwei uralte Symbole des Friedens hat Pablo Picasso in dieser Grafik ­zusammengefügt. (Bildquelle: Foto: Museum P. Picasso)

Die fünfteilige Ausstellung ist bis Anfang September an vier Orten der Stadt zu sehen:

  • Das Landesmuseum für Kunst und Kultur am Domplatz blickt auf „Wege zum Frieden“ – die Schau widmet sich der Darstellung von Krieg und Frieden durch die Jahrhunderte, den Ritualen der Versöhnung und der Friedensschlüsse sowie dem Beitrag von Künstlern zum Frieden.
  • „Frieden – wie im Himmel so auf Erden?“, fragt das Bistum Münster, das mit seiner Ausstellung im Landesmuseum für Kunst und Kultur zu Gast ist: Diese Schau blickt auf die Ideen des Friedens im Christentum zwischen Ideal und ernüchternder Wirklichkeit.
  • Das Archäologische Museum der Universität Münster widmet sich dem „Frieden in der Antike“ Ägyptens, Griechenlands und Roms.
  • Das Kunstmuseum Pablo Picasso zeigt die Auseinandersetzung des spanischen Jahrhundertkünstlers mit dem Thema – von Picas
sos weltberühmtem Schlachtbild „Guernica“, das in einer wandfüllenden aktualisierten Fassung der westfälischen Künstlerin Tatjana Doll vertreten ist, bis zur Friedenstaube für den ersten Weltfriedenskongress.
  • Das Stadtmuseum widmet sich dem Westfälischen Frieden von 1648, der in Münster und Osnabrück den Dreißigjährigen Krieg beendete. Die Ausstellung fragt, warum dieser heute so gefeierte diplomatische Friedensschluss jahrhundertelang kaum bis gar nicht beachtet worden ist.

Der "Friedensreiter" verkündet den Friedensschluss von Münster und Osnabrück. (Bildquelle: Foto: Stadtmuseum)


Sehenswerte Stücke

Mittelalterliche Buchmalereien, Altarbilder, Münzen, Ölgemälde, Grafiken, moderne Skulpturen, aktu­elle Pressefotos – die Ausstellungsmacher haben eine Fülle sehenswerter Exponate zusammengetragen. Unter ihnen befinden sich viele eindrucksvolle Leihgaben aus ganz Europa. Das Ölgemälde zum Westfälischen Friedensschluss in Münster 1648 zählt dazu ebenso wie Rubens’ Gemälde „Allegorie auf den Krieg“, Skulpturen von Auguste Rodin oder
 das berühmte „Nie-wieder-Krieg“-Bild von Käthe Kollwitz.

In seinen Radierungen hielt Otto Dix das Grauen des Ersten Weltkrieges fest. (Bildquelle: Foto: Landesmuseum)

Mit Mühe zum Frieden

Jedes Stück erzählt auf seine Weise von blutigen Schlachtfeldern – und vom uralten Menschheits­traum des Friedens, der immer wieder umgestoßen wird und immer wieder aufs Neue ausgehandelt und gestaltet werden muss. Das galt offenbar auch für die beteiligten Ausstellungsmacher, die in dieser Form noch nie zusammengearbeitet haben – eine „absolute Premiere“, wie Hermann Arnhold unterstreicht, der Leiter des Landesmuseums. Rund 50 Wissenschaftler haben vier Jahre lang das Großprojekt vorbereitet, das vom Bistum Münster, von der Stadt, vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Universität erarbeitet ­worden ist.

Ganz ohne Konflikte ging das offenbar nicht ab, wie auf der Eröffnungspressekonferenz eher angedeutet als ausgesprochen wurde. „Zwischenzeitlich glichen die Vorbereitungen selbst Friedensverhandlungen“, brachte es LWL-Chef Matthias Löb augenzwinkernd auf den Punkt.

Tipps für Besucher
Die fünfteilige Ausstellung ist in Münster bis zum 2. September zu sehen. Sie ist in den beteiligten Museen dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Während des Katholikentages bis zum 13. Mai ist die Ausstellung jeweils bis 22 Uhr geöffnet.
Für jede Ausstellung gibt es ­einen eigenen Katalog und eigene Eintrittspreise. Alle Kataloge zusammen kosten 98 €. Ein Kombiticket für alle Ausstellungen kostet für Erwachsene 25 €, ermäßigt 16 €.
Weitere Informationen zu den einzelnen Museen, Öffnungs­zeiten, Eintrittspreisen und besonderen Angeboten sind auf der eigens eingerichteten Internet­seite des Ausstellungsprojektes zu finden – oder können erfragt werden unter Tel. (02  51) 5  90  72  01.
www.ausstellung-frieden.de