Naturkundemuseum Münster
Ausstellung "Überlebenskünstler Mensch": Wie kommen wir klar?
Wie gelingt es dem Menschen, Krisen zu bewältigen, neue Lebensräume zu erschließen und zu gestalten? Das Naturkundemuseum in Münster zeigt Antworten und weist auf die derzeit größte selbstgemachte Herausforderung hin.
Mehrere heiße Dürresommer in Folge und die Corona-Pandemie scheinen auch an den Museumsmachern im Land nicht spurlos vorüberzugehen: Mit Natur und Umwelt, ihrer Zerstörung und den Zukunftsaussichten des Menschen befassen sich in diesem Sommer gleich mehrere Ausstellungen im Land, unter anderem in Berlin, Karlsruhe und Leipzig.
Auch das Naturkundemuseum in Münster kann sich hier seit wenigen Tagen einreihen. Denn der Titel seiner neuen, von langer Hand vorbereiteten Sonderausstellung lautet schlicht: „Überlebenskünstler Mensch“.
Zwei Ausstellungsmacherinnen, eine Idee
Schon dieser Titel deutet an, dass sich im Naturkundemuseum am Aasee weder Pessimismus noch Weltuntergangsstimmung breit gemacht haben. Vielmehr lautet der Leitgedanke der Ausstellungsmacherinnen Ramona Dölling und Hanna Rüschhoff: Der moderne Mensch hat immer wieder Erfindungsreichtum bewiesen, mit dem er Krisen bewältigen, neue Lebensräume erschließen und auch gestalten kann.
Aber wie zeigt man so etwas in einem Museum, das sich ansonsten eher dem Sternenhimmel, der Geologie oder der Pflanzen- und Tierwelt Westfalens verschrieben hat?
Vom Faustkeil bis zur Raumstation
Die Sonderausstellung führt in sechs unterschiedliche Naturwelten unserer Erde, die dem Menschen ursprünglich feindlich gegenüberstanden: die Wüste, die Südsee, die Eiswelt der Pole, die Tiefsee, der Regenwald und der Weltraum. Wie haben sich die Menschen hier dennoch zurechtgefunden und überlebt?
Die Ausstellung erzählt von den vielfältigen Antworten, die der Mensch gefunden hat: vom Faustkeil bis zur ISS-Raumstation, von der Erfindung von Schrift und Rad bis zum 3-D-Drucker und der Computertomographie. Insgesamt rund 1000 Ausstellungsstücke, Fotografien, Karten, Bilder und Grafiken werden gezeigt. Zu den Höhepunkten unter den Exponaten zählen
- eine jahrtausendealte Tontafel mit babylonischer Keilschrift,
- der original erhaltene Kompass des Polarforschers Robert F. Scott,
- Funde des legendären preußischen Forschers Alexander von Humboldt oder auch
- Ausrüstungsstücke eines NASA-Astronauten.
Blinder Fortschritt?
Diese Auflistung klingt, als sei die Ausstellung eine Art „Kessel Buntes“. Doch sie dreht sich im Kern um vier Leitfragen, die der Museumsleiter Jan Ole Kriegs so formuliert: „Was macht uns Menschen aus? Wo kommen wir her? Wie haben wir uns ausgebreitet? Wohin gehen wir?“
Die Ausstellung erzählt aber keine blinde Fortschrittsgeschichte. Beleuchtet werden vielmehr auch die ethischen Fragen der „grünen“ und „roten“ Gentechnik sowie der Fortpflanzungsmedizin.
Ein weiteres Thema ist die industrielle Ausbeutung der Natur sowie deren Folgen für Artenvielfalt und Klima. „Es wäre nativ, die Entwicklung des Menschen nur als eine Perlenkette schillernder Verbesserungen darzustellen“, meinte der LWL-Landesdirektor Matthias Löb auf der Eröffnungspressekonferenz zur Sonderausstellung. Und er fügte hinzu: „Der Klimawandel ist für den Überlebenskünstler Mensch die bisher größte Herausforderung.“
Hier geht’s lang
Ort: Die Ausstellung „Überlebenskünstler Mensch“ ist bis zum 26. September 2021 im Naturkundemuseum in Münster (Sentruper Straße 285 – Nähe Allwetterzoo) zu sehen, einer Einrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).
Öffnungszeiten: Das Museum ist dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Eintritt: Erwachsene 7,50 €. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt kostenfrei.
Katalog: Das Begleitbuch zur Ausstellung (116 Seiten, zahlreiche Abbildungen) kostet 14,80 €.
Weitere Informationen: Anmeldung zu Führungen sowie Informationen zu Begleitangeboten unter Tel. (0251) 59105.
www.naturkundemuseum-muenster.de