Zahnpflege mit Konzept

Wer seine Zähne richtig pflegt, hat gute Aussichten auf ein intaktes Gebiss auch im hohen Alter. Es gibt verschiedene Reinigungstechniken. Eine davon setzt auf spezielle Bürsten und kommt ohne Zahnpasta aus.

Immer wieder hat Margret Hellenkamp mit entzündetem Zahnfleisch und Zahnfleischbluten zu tun.

Ihre Zahnhälse sind sehr schmerzempfindlich, weshalb die 75-Jährige aus Coesfeld immer wieder in zahnärztlicher Behandlung ist. Doch eine dauerhafte Besserung erfährt sie nicht. Das ändert sich, als sie vor vier Jahren von der Solo-Prophylaxe und -Zahnpflege erfährt. Seitdem reinigt sie ihre Zahnzwischenräume täglich einmal mit speziellen Interdentalbürstchen und die glatten Flächen der Zähne mit einer speziellen Einbüschelzahnbürste.

Krankmachende Bakterien

„Mit dieser Putztechnik lassen sich Zähne und vor allem Zahnzwischenräume gründlich und schonend von krankmachenden Bakterien reinigen“, sagt Zahnarzt Klaus Mayer aus Coesfeld. Während die glatten Seiten der Zähne durch Lippen- oder Zungenbewegung einer gewissen Selbstreinigung unterliegen, haben die Bakterien an versteckten Stellen leichtes Spiel. „95 % der Bakterien sitzen in den Zahnzwischenräumen“, erklärt der Zahnarzt.

Der Rest befinde sich meist in den tiefen Furchen der Backenzahnoberflächen, Fissuren genannt. Werden diese Bakterien nicht regelmäßig und vollständig entfernt, schädigen sie die Zähne und den Zahnhalteapparat. Sie verursachen Löcher in den Zähnen und führen zum Abbau des Kieferknochens (Parodontose) und somit zum Zahnverlust. Damit das nicht passiert, putzen wir uns in der Regel morgens und abends die Zähne. Tiefe Fissuren in bleibenden und füllungsfreien Backenzähnen werden vorbeugend mit einem Speziallack versiegelt. Und trotzdem: Die Zahnprobleme sind nicht aus der Welt geschafft.

Liegt es nun daran, dass wir uns nicht gründlich genug die Zähne putzen? Die Antwort darauf heißt wohl eher „Jein“. Denn auch besonders gewissenhafte Putzer klagen über Schäden am Zahnfleischrand oder über empfindliche Zahnhälse. Zahnarzt Mayer hat dafür eine plausible Erklärung: „Durch das gründliche und kräftige Putzen mit Zahnbürste und Zahnpasta wird der Zahnschmelz am Zahnhals auf Dauer weggeputzt. Die Zähne werden schmerzempfindlicher.“

Für die Reinigung der Zahnzwischenräume werde oftmals Zahnseide verwendet. Doch auch die bringe häufig nicht den erwünschten Erfolg, weil Zähne an ihren Seitenkanten nicht immer gleichmäßig glatt und nach außen gewölbt sind. Sie können auch Einziehungen haben. „Mit Zahnbürste und Zahnseide erreiche ich diese aber nicht. In den nach innen gezogenen Einbuchtungen können sich somit gut Bakterien sammeln.“

Gelangen die krankmachenden Bakterien dann zwischen Zahnhals und Zahnfleisch, entzündet sich dies schneller, kann bluten und eine Parodontitis verursachen. Für Dr. Klaus Mayer liegt es also häufig nicht am mangelnden Zähneputzen als vielmehr an der Technik und den Zubehör, wie und womit die Zähne gereinigt werden.

Zwischenräume reinigen

Eine Möglichkeit, die Zähne optimal zu reinigen, sieht der Zahnarzt im Solo-Konzept. „Liegt noch keine Parodontitis vor, lassen sich mit dieser Putztechnik auch Zahnfleischentzündungen wieder in den Griff bekommen“, sagt er.

Mit einer speziell abgewinkelten Zahnbürste wird jeder Zahn einzeln von Belägen befreit. Die Zahnzwischenräume werden mit speziellen Bürstchen, den Solo- Stixs gereinigt. Diese gibt es in unterschiedlichen Größen, sodass auch Einbuchtungen im Zahnschmelz erreicht werden können. Welche Spezialbürstchen benötigt werden und wie sie zu handhaben sind, wird dem Patienten während der ersten Sitzung vermittelt. Doch zuvor erfährt der Patient anhand eines einstündigen Aufklärungsgesprächs die genauen Ursachen von Karies und Parodontitis und warum gerade mithilfe der Solo- Prophylaxe diese Erkrankungen verhindert werden können.

In der ersten Sitzung nimmt der Zahnarzt dann den Zahnstatus auf, misst die Zahnzwischenräume und Zahnfleischtaschentiefen, vermerkt Zahnfleischblutungen, bestimmt die Größen der einzelnen Zahnzwischenraumbürstchen und führt eine professionelle Zahnreinigung durch. Mit den passenden ‚Stixs‘ wird mit dem Patienten deren Anwendung geübt, da er dies ab sofort täglich Zuhause durchführen muss. Das Gleiche gilt für die spezielle Zahnbürste, mit der jeder Zahn einzeln von Speiseresten und Plaque gereinigt wird. Auf Zahnpasta kann dabei verzichtet werden. „Allerdings bereitet Zahncreme einen frischen Geschmack im Mund und enthält Fluorid, das den Zahnschmelz stärkt“, erklärt Dr. Klaus Mayer.

Regelmäßige Kontrollen

Etwa vier bis sechs Wochen später wird in einer zweiten Sitzung geprüft, wie der Patient mit dem System zurecht kommt. Es werden abermals die Zahnzwischenräume auf Blutung untersucht sowie die Zwischenräume gereinigt. Die Schwellung des Zahnfleisches ist oft zurückgegangen, weshalb die Zahnzwischenräume erneut ausgemessen werden.

Nach weiteren sechs bis acht Wochen erfolgt in der Regel eine dritte Kontrolle. In dieser Sitzung wird ein genauer Status sämtlicher Zahnfleischtaschen erhoben. „Sollte bereits eine Parodontose vorliegen, erfolgt eine weitergehende Behandlung, wobei die Prognose, dass diese ausheilt, bzw. die Erkrankung zum Stoppen kommt, aufgrund der Vorbehandlung wesentlich günstiger ist“, sagt Dr. Klaus Mayer. Im weiteren Verlauf, werden die Patienten jährlich ein- bis zweimal zur Soloprophylaxe einbestellt. Diese, sowie alle weiteren Sitzungen, müssen im Rahmen der Igel-Leistungen aus eigener Tasche bezahlt werden und belaufen sich je nach Aufwand im ersten Jahr auf etwa 300 €.

Eine Technik von vielen

Jede Zahnarztpraxis vermittelt im Rahmen der Prophylaxe wirksame Techniken, wie Patienten Ihre Zähne optimal reinigen. Das Solo-Konzept ist nur eines von vielen. Wer sich dafür interessiert, wird auf der Seite www.solo-med.de fündig. Margret Hellmann benutzt derzeit vier bis fünf unterschiedliche Stixs und die Solobürste. Für die Zahnpflege habe sie anfangs eine Viertel Stunde vor dem Spiegel gestanden und sei dafür oft belächelt worden. „Heute brauche ich keine zwei Minuten für die Zahnpflege“, sagt sie. „Und ich habe keine Zahnfleischprobleme mehr.“ G. Lütke Hockenbeck