Wunden und abgetrennte Gliedmaßen richtig versorgen

Werden Extremitäten wie Finger, Hände, Arme, Zehen, Füße oder Beine zerquetscht oder abgetrennt, ist Eile geboten. Abgetrennte Gliedmaßen müssen innerhalb einer bestimmten Frist wieder angenäht werden.

Werden Extremitäten wie Finger, Hände, Arme, Zehen, Füße oder Beine zerquetscht oder abgetrennt, ist Eile geboten.

„Damit die Körperteile wieder erfolgreich angenäht werden können, müssen sie innerhalb von möglichst zwei Stunden versorgt werden“, sagt Handchi­rurg Prof. Dr. Martin Langer vom UKM. Wird die Muskulatur länger als drei bis vier Stunden nicht mit Blut versorgt, stirbt sie ab.

Für eine optimale Erstversorgung der Wunden gibt der Experte folgende Tipps:

  1. Befreien Sie die Wunde und das abgetrennte Körperteil grob von Schmutz, indem Sie es trocken abwischen. Nur wenn an die Wunde beispielsweise chemischer Dünger oder Säure gelangt ist, darf diese unter fließendem Wasser gereinigt werden. Seife und Desinfektionsmittel dürfen jedoch niemals verwendet werden.
  2. Leicht blutende Wunden werden mit einem sauberen Trocken- oder Handtuch abgedeckt. Bei stark blutenden Wunden sollte ein Druckverband angelegt werden. Dazu wird eine ganze Wickelrolle oder Kompresse auf die Wundquelle gelegt und so stark mit einem Verband fixiert, dass es nicht mehr blutet.
    Notieren Sie auf dem Druckverband den Zeitpunkt, an dem Sie den Verband angelegt haben. So erfährt der Arzt gleich, seit wann die Blutversorgung unterdrückt ist.
    Wichtig: Müssen Körperteile abgebunden werden, verwenden Sie dafür am besten einen etwa 6 cm breiten Gürtel. Auf keinen Fall sollten Sie einen Draht oder einen Strick verwenden. Diese Hilfsmittel klemmen die Blutgefäße ein und schädigen sie derart, dass sie sich nicht mehr zusammennähen lassen.
  3. Abgetrennte Gliedmaßen sollten trocken von grobem Schutz befreit und anschließend in eine saubere Tüte gelegt werden. Diese Tüte verschließen Sie und legen sie in eine zu etwa gleichen Teilen mit Wasser und Eiswürfeln gefüllte Plastiktüte.
    So können Sie das abgetrennte Körperteil bei einer optimalen Temperatur von +4° C bis ins Krankenhaus transportieren.
    Wichtig: Die Wundränder des abgetrennten Gliedmaßes dürfen weder mit Wasser gereinigt noch in destilliertem Wasser oder Trockeneis transportiert werden.
  4. Bei Verletzungen beispielsweise mit einem Holzspieß, entfernen Sie diesen Spieß nur, wenn er sich leicht herausziehen lässt und keine großen Blutgefäße getroffen hat. Hilfreich ist oft ein Handyfoto von der Verletzung. So kann der Chirurg später besser nachvollziehen, wie tief und in welchem Winkel der Spieß gesessen hat.
  5. Dringt ein Fremdkörper tief in die Extremitäten ein, sollte nicht versucht werden, ihn herauszuziehen. LHo