Mit leichtem Druck zum Ziel

Schon Babys können bei Störungen der Bewegung, bei Läh­mungen oder Spastiken nach dem Vojta-Konzept therapiert werden.

Schon Babys können bei Störungen der Bewegung, bei Läh­mungen oder Spastiken nach dem Vojta-Konzept therapiert werden.

Die Vojta-Therapie kann bei praktisch jeder Bewegungsstörung und einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt werden. Meistens wird das Konzept in Zusammenhang mit Säuglingen und Kleinkindern gebracht, weil das zentrale Nervensystem in diesem Alter noch sehr formbar und lernbereit ist. Allerdings können auch ein erwachsenes Gehirn und die dazugehörigen Nervenstränge neue Bewegungsmuster lernen. Man spricht hierbei von Neuroplastizität.

Nervenzellen können sich neu orientieren, wenn sie zum Beispiel durch einen Schlaganfall ihre eigentliche Funktion verloren haben. Sie werden sozusagen umgepolt und lernen neu. Ist ein Patient nach einem Schlaganfall gelähmt oder zeigt an Armen und Beinen eine Spastik, lässt sich sehr wohl neben der Therapie nach Bobath auch die Vojta-Therapie an­wenden.

Auch Patienten, die im Koma liegen, reagieren auf die Manipulation der Druckpunkte mit dem dazugehörigen Bewegungsmuster. Es ist sehr sinnvoll, dass auch hier die Angehörigen die individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie zu Hause durchführen.

So funktioniert Vojta

Bei der Vojta-Therapie übt der Physiotherapeut gezielt Druck auf zehn unterschiedliche Körperzonen aus. Diese liegen am Körper, an Armen sowie Beinen und werden oft kombiniert gedrückt. Der Patient liegt dabei in Bauch-, Rücken- oder Seitenlage.

Reizt der Therapeut nun bestimmte Druckpunkte, löst er damit automatisch und ohne aktive Mitarbeit des Patienten zwei unterschiedliche Bewegungsmuster aus. Das Reflexkriechen wird in der Bauchlage ausgelöst, das Reflexumdrehen in der Rücken- und Seitenlage. Beide Reflexe sind Grundlage, um greifen, krabbeln, aufstehen, gehen und sich umdrehen zu können. Auch bei Säuglingen, die diese Bewegungen aufgrund des niedrigen Stadiums der motorischen Entwicklung noch gar nicht können, lassen sich diese Muster bereits auslösen.

Der Therapeut greift sozusagen indirekt auf das zentrale Nervensystem zurück und aktiviert es. Damit werden elementare Bestandteile der menschlichen Aufrichtung und Fortbewegung angebahnt. Das Gleichgewicht des Körpers bei Bewegungen wird geschult, die Aufrichtung des Körpers gegen die Schwerkraft wird trainiert und zielgerichtete Greif- und Schrittbewegungen der Gliedmaßen werden (wieder) zugänglich und nutzbar gemacht. Svenja Roer, M. A. Berufs­pädagogin Physio­therapie

Den ausführlichen Experten-Beitrag zur Vojta-Therapie lesen Sie in Wochenblatt-Folge 7/2015 auf der Seite 97.