Muskelkrämpfe

Krampf lass nach

Muskelkrämpfe treten oft ohne erkennbare Ursache auf. Lässt sich kein Auslöser dafür finden, hilft möglicherweise die Einnahme von Magnesium.

Dreimal jede Nacht springe ich aus dem Bett, weil ich ­einen Wadenkrampf habe“, berichtet die Kundin. Sie klagt überdies nicht nur über die Schmerzen, sondern auch über die gestörte Nachtruhe. Muskelkrämpfe dauern nur Sekunden oder wenige Minuten an und sind harmlos, aber sehr schmerzhaft. Meist sind die Muskeln der Waden und der Fußsohle betroffen. Bei einem Krampf zieht sich der Muskel unwillkürlich zusammen, er wird hart und bleibt dann eine kurze Zeit starr.

Die Ursache ist nicht vollständig geklärt. Vermutet werden unter anderem Veränderungen im Elektro­lythaushalt, bei denen Magnesium­ionen eine Rolle spielen, aber auch Dehnungsrezeptoren in Muskeln und Sehnen. Sportliche Belastung oder körperliche Arbeit können ebenso Auslöser sein wie der Salzverlust durch starke Hitze oder Schwitzen. Schwangere neigen häufiger zu Muskelkrämpfen, weil der Hormonhaushalt den Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt beeinflusst. Die Häufung im Alter wird durch die altersbedingte Verkür­zung der Muskeln erklärt. Außerdem trinken viele ältere Menschen zu wenig, was den Flüssig­keitshaushalt aus dem Lot bringt.

Im Zweifelsfall zum Arzt

Treten Krämpfe auch in anderen Muskelpartien auf oder kommen Beschwerden wie Schmerzen, Schwellungen, Lähmungs- oder Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Beinen dazu, sollte der Arzt aufgesucht werden. Bei Alkoholkonsum können Krämpfe in den Beinen auf Nervenschädigungen hindeuten. Wer unter Erkrankungen der Nieren, der Nerven, Diabetes, Durchblutungsstörungen oder orthopädischen Problemen leidet, sollte ebenfalls seinen Arzt fragen. Zu unterscheiden sind Wadenkrämpfe vom Restless-Legs-Syndrom. Dabei haben die Betroffenen eine quälende Unruhe, Kribbeln oder Ziehen in den Beinen, was sich nur durch Bewegung bessert. Hier ist eine spezielle Therapie wirksam.

Auch Arzneimittel können Verursacher von Wadenkrämpfen sein. Dazu zählen Cholesterinsenker wie Statine, Asthmamittel wie Beta­sympathomimetika und Herz-­Kreislauf-Mittel wie Betablocker, Calcium-Antagonisten oder Diuretika sowie Abführmittel. Lassen Sie sich in der Apotheke beraten, aber setzen Sie die Tabletten nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab.

Krämpfen vorbeugen

Sind eindeutig Wadenkrämpfe die Auslöser der Beschwerden, sollte nach den Ursachen geforscht werden. Treten die Krämpfe etwa immer nach dem Sport auf, ist die Belastung anzupassen. Walking oder Wandern sind gute Sportarten, die die Muskeln nicht überlasten. Schwimmen Sie gern, achten Sie darauf, dass das Wasser nicht zu kalt ist. Kälte kann Krämpfe auslösen. Kühlen Sie Ihren Körper vor dem Sprung ins Wasser langsam ab. Ein warmes Bad oder warmes Duschen am Abend entspannen Füße und Waden. Auch können Dehnübungen der Muskulatur vor dem Sport oder im Alltag helfen. Beugen Sie dazu mehrmals am Tag den Körper im Stand vor, ohne die Fersen vom Boden zu heben. Mit einer Faszienrolle lassen sich Verspannungen ebenfalls lockern.

Vermeiden Sie einseitige körperliche Arbeiten wie langes Stehen auf der Leiter, weil sie Muskelkrämpfe eher fördern.

Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme am Tag. Sprechen keine Grunderkrankungen beispielsweise der Nieren oder des Herzens dagegen, sollten es um die zwei Liter sein. Eine vielseitige Ernährung mit ausreichend Obst und Gemüse sorgt für eine gute Nährstoffzufuhr. Zu empfehlen sind Lebensmittel, die viel Magnesium enthalten. Dazu zählen Bananen, Bitterschokolade, Erdnüsse, Vollkornbrot oder Brokkoli.

Magnesium versuchen

Helfen die genannten Maßnahmen zur Vorbeugung nicht oder lassen sich die Ursachen nicht abstellen, lohnt sich ein Therapieversuch mit Magnesium. Wer unter einer eingeschränkten Nierenfunktion oder Herzrhythmusstörungen leidet, sollte vorher seinen Arzt befragen. Müssen Sie noch andere Medikamente nehmen, kann Magnesium deren Wirkung beeinträchtigen. Sprechen Sie mit Ihrem Apotheker über die Einnahmeabstände, um das zu vermeiden.

Spricht nichts gegen die Einnahme, sollte Magnesium ausreichend hoch dosiert werden. 300 bis 400 mg pro Tag sollten es sein. Die Einnahme erfolgt unabhängig von der Tageszeit und den Mahlzeiten.

Bei Durchfall Dosis senken

Wird zu viel des Guten genommen treten „erzieherische Durchfälle“ auf. Dann reduzieren Sie einfach die Dosis und der Durchfall verschwindet wieder. Um Durchfall als Nebenwirkung zu vermeiden, kann es helfen, die genannte Tagesdosis über den Tag verteilt einzunehmen. So kann der Körper das Magnesium besser und vollständiger aufnehmen.

Sie können zu dem Zweck niedriger dosierte Tabletten dreimal am Tag einnehmen. Oder Sie lösen das Magnesiumgranulat in der Literflasche auf und trinken es über den Tag verteilt. Präparate zum Auf­lösen haben den Vorteil, dass Sie gleichzeitig mehr trinken.

Bevorzugen Sie Magnesium-Verbindungen mit einem organischen Anion. Diese werden besser vom Körper aufgenommen und können, wie im Fall des Magnesiumcitrats, nebenbei noch entsäuernd wirken. Nehmen Sie die Präparate mindestens drei Monate ein, um den Magnesiumspeicher des Körpers wieder aufzufüllen. Danach können Sie einen Auslassversuch starten und schauen, ob die Sache damit ausgestanden ist.

Schon gewusst?

Über 90 % der jungen Erwachsenen klagen hin und wieder über Wadenkrämpfe in der Nacht. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Bei den über 65-Jährigen klagt bereits die Hälfte über regelmäßig auftretende Muskelkrämpfe.


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