Erste Hilfe für Landwirte

Ganz gleich ob Schlaganfall, Herzinfarkt oder Ernteunfall – wenn jemand in Not gerät, ist schnelle Hilfe wichtig. Was im Ernstfall zu tun ist, das erfuhren Landwirte aus Lippe bei einem Not-Hilfe-Kurs für Bauern.

Um Landwirte für Gefahrenbereiche zu sensibilisieren und sie als Ersthelfer fit zu machen, hat der Lippische Landwirtschaftliche Hauptverein (LLHV) zusammen mit der Berufsgenossenschaft am Samstag vergangener Woche einen Not-Hilfe-Kurstag durchgeführt. In zwei Kursen informierten sich etwa 35 Landwirte auf dem Betriebsgelände der Raiffeisen Lippe-Weser AG (RLW Saltenbrock) in Lage darüber, wie sie in Not geratenen Kollegen helfen können.

Handeln statt zu zögern

„Nichtstun aus Angst, etwas verkehrt zu machen, ist immer die schlechteste Entscheidung“, betonte Dr. Daniel Fischer, Notarzt an der Klinik Lemgo-Lippe. Er erklärte, was in einer Notsituation zu tun ist.

Schwierig ist es für den Ersthelfer immer, wenn eine Person bewusstlos ist. Zuerst gilt es dann unter Umständen die Unfallstelle zu sichern und den Bewusstlosen aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Dabei sollte der Helfer unbedingt auf die eigene Sicherheit achten. Dr. Fischer gab den Tipp, kurz innezuhalten und laut zu überlegen, was zu tun ist.

100-mal pro Minute

Nachdem der Rettungsdienst alarmiert wurde, sollte der Ersthelfer nach Möglichkeit weitere Personen zum Helfen auffordern. Dann gilt es, die Atmung zu überprüfen. Sind Atembewegungen sichtbar oder ist die Ausatemluft zu spüren, sollte der Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden. Danach ist er ständig zu überwachen, denn der Zustand des Verletzten kann sich schnell ändern.

Ist keine Atmung festzustellen, ist sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Dazu muss der Patient auf einem festen Untergrund liegen. Der Ersthelfer setzt den Handballen der einen Hand in der Mitte des Brustkorbs auf und drückt ihn mit der anderen Hand nach unten. Der Brustkorb muss so etwa 100-mal pro Minute 4 bis 5 cm tief eingedrückt werden. Eine Hilfe, das richtige Tempo zu finden, kann das Lied „Stayin‘ Alive“ der Bee Gees sein. Wer im Takt zu diesem Lied drückt, macht alles richtig. Da eine Herzdruckmassage aber sehr anstrengend ist, sollten sich nach Möglichkeit zwei oder mehr Personen abwechseln.

Wer dazu bereit ist, kann die Wiederbelebung durch Beatmung unterstützen. Dazu wird der Kopf des Bewusstlosen überstreckt, die Nase zugehalten und etwa eine Sekunde lang Luft in den Mund geblasen. Nach 30 Herzdruckmassagen sollte der Helfer zweimal auf diese Weise beatmen und danach sofort mit der Herzdruckmassage fortfahren. Wer sich unsicher fühlt, kann auf die Beatmung verzichten, nicht jedoch auf die Herzdruckmassage.

Blutungen stillen

Bei starken Blutungen oder gar abgerissenen Körperteilen ist es wichtig, die Blutung irgendwie zu stoppen. Dazu kann, falls vorhanden, Verbandsmaterial verwendet werden, oder auch jedes andere Material, das zur Verfügung steht. Sterilität sei in einem solchen Fall zweitrangig, Hauptsache die Blutung werde gestoppt, betonte Dr. Daniel Fischer. Notfalls sei die blutende Arterie mit den Fingern zu verschließen.

Ist eine Person zum Beispiel in einer Erntemaschine eingeklemmt, dann ist es oft auch für den Notarzt schwierig, diesem Patienten zu helfen. Ebenso kann ein bewusstloser Patient in der Kabine eines Mähdreschers ein Problem darstellen, denn es ist äußerst schwierig, ihn dort herunterzubekommen. In solchen Fällen empfahl Dr. Fischer dringend, beim Notruf darauf hinzuweisen, dass es sich um eine eingeklemmte Person handelt. Dann kommt immer auch die Feuerwehr mit entsprechendem Gerät, um eine verunfallte Person zu bergen.

Vorsicht bei Gülleunfällen

Eine besondere Gefahrenquelle speziell in der Landwirtschaft stellt Schwefelwasserstoff, das beim Arbeiten mit Gülle frei werden kann, dar. Darauf wies Dietmar Gerling von der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft Kassel hin. Wird jemand in einer solchen Situation bewusstlos vorgefunden, zum Beispiel in einer Güllegrube, sollte der Ersthelfer auf keinen Fall zu ihm in die Grube steigen, denn dann besteht die große Gefahr, dass auch er durch die gefährlichen Gase das Bewusstsein verliert. Stattdessen ist sofort der Rettungsdienst inklusive Feuerwehr zu alarmieren. Ein solcher Unfallort kann nur mit einem umluftunabhängigen Atemschutz betreten werden. Eine einfache Atemschutzmaske hilft hier nicht. Wul

Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 38/2013 auf Seite 104.


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