Das Leben mit Diabetes lernen

Eine gute Stoffwechseleinstellung und eine positiven Lebenseinstellung – das ist es, was ein Kind mit Diabetes braucht. Schulungen helfen dabei.

An zu vielen Süßigkeiten liegt es nicht, wenn ein Kind an Diabetes erkrankt. Das ist die gute Nachricht für die Eltern. Sie trifft keine Schuld daran, dass ihr Kind sich sein Leben lang Insulin spritzen muss.

Im Gegensatz zum Diabetes Typ 2, dem „Altersdiabetes“, entwickelt sich der Diabetes Typ 1 unabhängig von der Ernährungsweise des Patienten. Diese Diabetesform ist sehr viel seltener und tritt meist erstmals im Kindes- und Jugendalter, in der Regel bis zum 25. Lebensjahr auf. Woran das liegt, ist bisher nicht geklärt. Es werden aber unter anderem Umwelteinflüsse als mögliche Ursachen diskutiert.

Viel trinken, viel Pipi

Für Kinder und Eltern bedeutet die Diagnose, dass sie ihr Leben neu auf die Erkrankung einstellen müssen. Wie das am besten gelingt, darüber haben wir mit Privatdozent Dr. Michael Böswald, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am St. Franziskus-Hos­pital in Münster, und seinem Team gesprochen.

Wenn Kinder an Diabetes erkranken, dann zeigt sich das mit charakteristischen Symptomen. „Die Kinder trinken extrem viel, fünf bis sechs Liter am Tag, und sie machen viel Pipi“, schildert die Kinderkrankenschwester Marita Thoben, wovon ihr die Eltern berichten. Die Kinderärztin Dr. Katrin Bente nennt als weitere Symptome Müdigkeit, Gewichtsverlust, Sehstörungen und Konzentrationsschwäche. Wer solche Anzeichen bei seinem Kind beobachtet, sollte den Kinderarzt aufsuchen.

Wie läuft Diabetes im Alltag?

„Die Kinder selbst kommen mit der neuen Situation oft erstaunlich gut zurecht. Die Eltern dagegen sind oft geschockt“, so die Erfahrung von Dr. Böswald. Darauf nehmen er und sein Team Rücksicht. Während des Klinikaufenthalts unmittelbar nach der Diagnosestellung geht es zwar zunächst darum, die Diabetestherapie einzustellen und die Patienten zu schulen. Gleichzeitig wird den Kindern und ihren Eltern aber auch Zeit gegeben, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden.

Für die Zukunft gelten viele Regeln, an die sich das Kind halten muss. Wie sie diese in ihren Alltag integrieren, dass lernen Eltern und Kinder in der Schulung. „Wir zeigen den Patienten, dass sie auch in Zukunft alles essen dürfen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass sie das Essen planen müssen“, erklärt die Diätassistentin Christine König. Für den Alltag in Kindergarten, Schule und Freizeit lautet der Rat des Teams an die Patienten, offen mit der Erkrankung umzugehen.

Der Umgang mit der Krankheit sollte bald zum normalen Familienalltag dazugehören. Eltern tun ihrem Kind keinen Gefallen damit, wenn es eine Sonderstellung in der Familie erhält, warnt Marita Thoben. Es sei ganz wichtig, die anderen Geschwister in die Therapie zu involvieren und ihnen nicht das Gefühl zu vermitteln, der andere bekomme aufgrund seiner Krankheit mehr Zuwendung von den Eltern. Ursula Wulfekotte

Den ausführlichen Beitrag sowie Beispiele von Kindern, die mit Diabetes Typ 1 zu leben gelernt haben, lesen Sie in Wochenblatt-Folge 44/2012 auf den Seiten 86 und 87.