Alter Mensch im Krankenhaus

Krank ist nicht gleich krank. Ältere Menschen haben häufig mehrere 
Beschwerden gleichzeitig. Kliniken sollten darauf eingestellt sein.

Krank ist nicht gleich krank. Ältere Menschen haben häufig mehrere Beschwerden gleichzeitig. Kliniken sollten darauf eingestellt sein.

Ältere Menschen sind häufiger von schweren Erkrankungen betroffen. Daher ist in Krankenhäusern meist ein höherer Anteil betagter Patienten anzutreffen. Aufgrund ihrer besonderen Bedürfnisse sollten Kliniken auch entsprechend ausgerichtete Leistungen anbieten.

Diagnose oft schwieriger

Geriatrische Patienten sind nicht nur in ihrem Lebensalter fortgeschritten. Die behandelnden Ärzte haben es mit einem gealterten Organismus zu tun, der neu hinzukommende Erkrankungen oft nicht mehr ausreichend kompensieren kann. Zudem liegen im Alter oft zahlreiche, gehäuft auftretende Erkrankungen vor, die sich gegenseitig negativ beeinflussen können. Das sind beispielsweise Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atmungs- und Verdauungsorgane oder des Nieren- und Elektrolythaushaltes.

Eines folgt dem anderen

Patienten mit neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Verwirrtheit, Depression oder Morbus Parkinson sind oft in ihrem Gangbild gestört und fallen schneller hin. Stürzen alte Menschen mit Osteoporose oder instabiler Knochensubstanz, führt das schnell zu Knochenbrüchen, was wiederum oft mit einer längeren Bettlägerigkeit verbunden ist. Die Patienten sind länger immobil, was weitergehende Risiken wie Druckgeschwüre, Thrombosen oder gar eine Lungenembolie nach sich ziehen kann.

Jede Form von organ- oder pro­blemzentrierter Medizin kann im Einzelfall sinnvoll sein. Ältere Menschen befinden sich jedoch oft in einem verletzlichen und sehr labilen Gleichgewicht. Dadurch können akut hinzutretende Erkrankungen den letzten Tropfen darstellen, der ein randvolles Fass an Leiden oder Problemen zum Überlaufen bringt.

Im Team zur besten Behandlung

Die moderne Altersmedizin – Geriatrie genannt – versteht sich als eine ganzheitlich aufgestellte Querschnittsdisziplin, die alle Aspekte eines betagten Patienten erfasst. In einem multiprofessionellen Team kümmern sich viele Berufsgruppen wie Ärzte, spezialisierte Pflegekräfte und Seelsorger um die geriatrischen Patienten. So lässt sich das therapeutische Vorgehen anpassen und ein bestmögliches Behandlungsergebnis für den einzelnen Patienten erreichen.

Auf fremde Hilfe angewiesen

Von fremder Hilfe unabhängig zu sein, ist für die weit überwiegende Anzahl von Patienten gleichbedeutend mit einer höheren individuellen Lebensqualität. Doch kaum eine Erkrankung in der Altersmedizin führt nicht auch zu einer eingeschränkten Mobilität und Alltagskompetenz. Betroffene Patienten können ihren Alltag dann oft nicht mehr allein bewältigen. Sie sind auf fremde Hilfe angewiesen.

Eine Reihe von Erkrankungen, wie ein Schlaganfall oder eine Demenz, ist mit erheblichen Störungen der Kommunikation verbunden. Gedanken, Gefühle und Wünsche können dann nur eingeschränkt oder gar nicht mehr vermittelt werden. Lässt sich diese Störung beheben oder ausgleichen bessert sich die soziale Teilhabe und Lebensqualität des Patienten.

Oft ist multiprofessionelle Hilfe erforderlich, wenn es problematisch wird, die Krankheit zu akzeptieren und zu verarbeiten. Letztlich löst die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit neben Ängsten auch Konflikte aus, die es zu bewältigen gilt.
Dr. med. Norbert Bradtke, Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie in Marsberg

Den vollständigen Artikel lesen Sie in Wochenblatt-Folge 44/2017