Auf Gartenreisen stieß Carmen Feldhaus aus Schwelm, Ennepe-Ruhr-Kreis, auf Schafwolle, die zum Düngen in Gemüsebeeten und unter Obstbäumen ausgebracht worden war. Wieder daheim besorgte sie sich selbst einen Sack voll Wolle beim Schäfer.
„Kot und anderer Dreck hafteten ihr noch an, was aber eine zusätzliche Düngewirkung versprach“, erzählt die experimentierfreudige Gartenbesitzerin.
Gemüse wie im Bilderbuch
Seit nunmehr zwei Jahren düngt Carmen Feldhaus, die als Gartentherapeutin tätig ist und den Gartenblog „BeetSchwestern“ mitbetreibt, fast ausschließlich mit Schafwolle und ist restlos begeistert: „Alle Gemüsearten gedeihen prächtig, wie im Bilderbuch.“
Den buchstäblich weißen Teppich rollt die 59-Jährige aber nicht nur für ihr Gemüse aus. Auch die Blumen, Obstbäume und Kübelpflanzen freuen sich über eine jährliche Schafwollgabe.
Wolle grob zerrupfen
Carmen Feldhaus zerrupft dazu das grobe Wollvlies, verteilt die 1 bis 2cm dicken Faserbüschel „nach Gefühl“ rund um die Kulturen und arbeitet sie nach und nach ein. „Andere Gärtner geben die Wollfasern direkt mit in die Erde“, weiß sie aus Gesprächen. Nach einem Jahr wiederholt die Hobbygärtnerin die Prozedur, um eine gleichmäßige Nährstoffzufuhr zu gewährleisten. „Nach spätestens zwei Jahren ist die Wolle nahezu zersetzt“, schildert die Praktikerin ihre Beobachtung.
Carmen Feldhaus hat den Eindruck, dass das Mulchen mit Schafwolle den Boden locker-humos macht und er das Wasser besser hält: „Das erspart mir in trockenen Phasen viel Gießarbeit“, freut sich die vielbeschäftigte Gartenbesitzerin. Und noch einen Effekt beobachtet sie: „Die Wolle hält Schnecken fern.“
Ernte ohne Dreck und Faser
Während Carmen Feldhaus anfangs alle Pflanzen gleichermaßen mit Wolle umgeben hat, agiert sie inzwischen differenzierter: „Für Kulturen, die direkt in den Mund wandern oder frisch zubereitet werden, wie Erdbeeren oder Schnittsalat, verwende ich nur noch unverdreckte Wollabschnitte und arbeite sie gut in den Boden ein, um Faserrückstände auf dem Erntegut zu vermeiden.“
Die Schafwolle gefällt übrigens nicht nur der Gartenliebhaberin: Vögel stibitzen die weichen Fasern, um damit ihre Nester auszupolstern.
Das steckt in Schafwolle
Die Gartenakademie Rheinland-Pfalz hat sich näher mit der Düngewirkung von Schafwolle beschäftigt und hebt folgende Eigenschaften hervor:
- Schafwolle ist ein organischer Mehrnährstoffdünger mit einem relativ hohen Stickstoffanteil. Außerdem enthält sie nennenswerte Gehalte an Kalium, Schwefel, Magnesium und in geringen Mengen Phosphor.
- Durch die Struktur der Wolle werden die Nährstoffe zeitverzögert, dann aber kontinuierlich freigesetzt. Von dieser Langzeitwirkung profitieren vor allem starkzehrende Gemüsearten, die länger auf dem Beet stehen, wie Kartoffeln, Paprika, Tomaten, Kohl und Zuckermais. Aber auch Rosen, Stauden, Sommerblumen, Zier- und Obstgehölze, Kübel-und Balkonpflanzen sind mit Schafwolle eine Saison lang gut versorgt. Bei Zimmerpflanzen ist aufgrund des Eigengeruchs der Wolle Zurückhaltung gebote
- Dünger auf Wollbasis wirken alkalisch und sind daher ungeeignet für Moorbeetpflanzen, wie Rhododendren oder Heidelbeeren.
- Schafwolle besteht zu mehr als Dreiviertel aus organischer Substanz und kann bis zum 3,5-fachen ihres Eigengewichts an Wasser speichern. Das wirkt sich positiv auf den Humusgehalt und das Wasserhaltevermögen des Bodens aus. Ein großes Plus insbesondere für leichte Böden und Pflanzen in Kübeln oder Hochbeeten.
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