Der Trend abnehmenden Fleischverzehrs hält an. Der Hauptverlierer dabei ist das Schwein, wohingegen das Geflügel am besten wegkommt. Der Anteil von Hähnchenfleisch am Gesamtfleischverzehr in Deutschland steigt. Auch in einem sinkenden Markt gibt es stabile Verbräuche. „Das ist eine Situation, die Mut macht“, sagte Mathias Klahsen.
Fachforum Geflügelmast
Das erstmals in Lingen durchgeführte Fachforum mit Ausstellung schloss sich an das Fachforum Schwein an. Organisiert hatten es Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Integration sichert ab
Der Leiter des Sachgebietes Markt an der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeichnete ein Bild unvorhersehbarer Märkte. Beim Hähnchenfleisch gehen die Erwartungen von einer Steigerung der weltweiten Erzeugung um 1,4 % aus. Auch in der EU kann nach den Einbrüchen durch die Aviäre Influenza und Corona die Erzeugung wieder um voraussichtlich 0,3 % gesteigert werden. Trotz dort abnehmender Produktion stammt das meiste Hähnchenfleisch weiterhin aus Polen.
Der Selbstversorgungsgrad soll sich in diesem Jahr auf etwa 108 % einpendeln, nach einem Höchststand von 114 % in 2019/20.
Das erstmals in Lingen durchgeführte Fachforum mit Ausstellung schloss sich an das Fachforum Schwein an. Organisiert hatten es Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Durch die integrierte Produktion sei es den Hähnchenerzeugern vergleichsweise am besten gelungen, die gestiegenen Kosten für Energie und Futter auszugleichen. Aufgrund des aktuellen Importdruckes aus verarbeiteter Ware geht Klahsen aber nicht davon aus, dass das Preisniveau von fast 1,40 €/kg LG im Jahr 2021/22 so schnell wieder erreicht wird.
Dennoch war in den vergangenen Monaten die Rentabilität weiterhin gegeben. Wie Klahsen deutlich machte, importiert Deutschland immer mehr Hähnchenfleisch. Die Menge lag 2022 nach vorläufigen Schätzungen bei über 903 Mio. t. Insbesondere, weil nach Corona der Verzehr in den Kantinen wieder zugenommen hat und auch insgesamt ein großer Bedarf an Brustfleisch gegeben ist.
Deutsche Ware fehlt
Die fürs Hähnchenfleisch aufgezeigten positiven Entwicklungen gelten Klahsen zufolge nicht für das Putenfleisch. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist seit 2020 (5,8 kg) auf 4,8 kg (2022, voraussichtlich) gesunken.
Mit 97,4 % Selbstversorgungsgrad ist der deutsche Geflügelfleischmarkt insgesamt unterversorgt. Besonders groß ist die Lücke bei den Gänsen (18,5 %) und Enten (46,3 %). Importe kommen vor allem aus Polen (35 %) und den Niederlanden (27 %) zu uns.
Die Deutschen sind es gewohnt, relativ wenig Geld für Lebensmittel zu bezahlen. Waren es 1975 noch 23 % aller Ausgaben, beträgt der Anteil aktuell nur noch 15 %. „Es wird schwer bleiben, Tierwohlprodukte ins Geld zu bringen“, urteilte Klahsen.
18 % der Biokäufe entfallen inzwischen auf Fleischersatzprodukte. Das sind an Menge rund 98 000 t. Die Fleischmenge insgesamt beträgt 7,6 Mio. t. Fleischalternativen haben Klahsen zufolge zwar ihren Platz, jedoch gebe es Hinweise, dass der Verzehr derer am Limit ist. Zuletzt musste die Beyond Meat-Aktie Kursverluste von 70 bis 80 % hinnehmen. Zudem warnte die WHO vor stark verarbeiteten pflanzliche Lebensmitteln. Klahsens Fazit:
- Der Bedarf an Geflügelfleisch in der EU wächst.
- Der Anteil am insgesamt abnehmenden Gesamt-Fleischverzehr wächst.
- Fleischalternativen greifen Marktanteile ab.
- Das Eckpunktepapier zur Putenhaltung mit der Forderung nach deutlich reduzierten Besatzdichten verunsichert die Branche.
- Ein Lichtblick ist die geplante Vereinfachung des Baurechtes, um den tiergerechten Umbau von Ställen zu ermöglichen.
- Die vom Handel angestrebte Umsetzung, bis 2030 nur noch Fleisch der Haltungsstufen 3 oder 4 anzubieten, geht an der Realität vorbei.
- Die konventionelle deutsche Geflügelhaltung und dabei insbesondere die Hähnchenmast hat Zukunft.
Lesen Sie mehr: