Bei der von Ihnen beschriebenen Erkrankung handelt es sich wahrscheinlich um die sogenannte Buchenrindennekrose. Da die geschädigten Stellen an der Wetterseite des Stammes liegen, scheidet Sonnenbrand als Ursache aus.
Die Buchenrindennekrose ist die folgenschwerste Erkrankung, die die Buche in Mitteleuropa treffen kann. Hierbei infizieren Pilzsporen die Rinde im Herbst nach Regenfällen. Der Pilz wächst im anschließenden Winter, von außen unsichtbar, innerhalb der Rinde und tötet dort das Rindengewebe und gegebenenfalls auch das
Kambium (hier wächst der Baum in die Dicke) ab. Das Ausmaß dieser Beeinträchtigung hängt in erster Linie von der Anzahl warmer Tage innerhalb des Winters und von einem zusätzlichen und vorausgegangenen Buchenwolllausbefall ab. Der Pilz nutzt diese winterliche Wärme zum Besiedeln des gesunden Gewebes bis zum nächsten Frühjahr aus, denn die Buchen können sich im „Winterschlaf“ nicht gegen den Angriff wehren. Im darauffolgenden Frühjahr stoppt die Buche mit neu erweckter Vitalität das Pilzwachstum, wobei elipsenförmige Nekrosen entstehen können.
Bei dem von Ihnen beschriebenen Symptom handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine solche Nekrose. Die Rinde wird in diesem Bereich auffallend rau und platzt häufig auf. Hier können sich auch Laubnutzholzborkenkäfer und bisher nicht am Schadgeschehen beteiligte holzzerstörende Pilze ansiedeln. In der Folge kann es zum Abblättern der Rinde oder sogenannten Spechtabschlägen kommen. Die Käferlarven stehen nämlich bei den Spechten auf der Speisekarte.
Wenn sich die holzzerstörenden Pilze etabliert haben, ist das Todesurteil für die Buchen gesprochen. Innerhalb von zwei bis vier Jahren zersetzen diese den Holzkörper und die Buche bricht auch bei weniger schweren Stürmen an dieser Stelle ab. Darunterliegende Äste können noch jahrelang immer wieder austreiben bis schließlich auch der Baumstumpf abstirbt.
Da sich bei Ihrer Buche die Rinde ablöst, ist davon auszugehen, dass sich bereits holzzerstörende Pilze eingenistet haben. Als Schädigungsjahr kommt nicht der letzte kalte und lange Winter 2009/10, sondern vorhergehende Winter infrage. So dürfte der Krankheitsbeginn mindestens zwei Jahre lang zurückliegen. Der abgebrochene Ast deutet auch darauf hin, dass sich die Holzzersetzung bereits stark ausgebreitet hat. Daher besteht aus Verkehrssicherungsgründen erheblicher Handlungsbedarf. Da es keinerlei heilende Gegenmaßnahmen gibt, ist in der Regel ein Fällen des Baumes nötig. Genauer lässt sich dies aber erst nach einer Besichtigung vor Ort klären.