Jagd wegen Radweg weniger wert?

In der Rechtsprechung ist anerkannt, dass auch einer Jagdgenossenschaft ein Anspruch auf Jagdwertminderung zusteht, wenn durch den Neubau etwa einer Straße unter Inanspruchnahme von Grundeigentum der Jagdbezirk durchschnitten wird. Die Gerichte billigen nicht nur dem Grundstückseigentümer eine Entschädigung für den Flächenverlust zu, sondern auch der Jagdgenossenschaft, weil ihr Jagdausübungsrecht beeinträchtigt wird. Diese Entschädigung kann auch nur der Jagdgenossenschaft zustehen, weil der einzelne Jagdgenosse in Deutschland zwar Jagdrechtsinhaber ist, aber nicht über das allein der Jagdgenossenschaft zustehende Jagdausübungsrecht verfügt.

Doch die künftige Nutzung des Waldweges als Radweg wird kaum einen Anspruch auf Jagdwertminderung auslösen. Es bestehen bereits große Zweifel, ob damit überhaupt ein vollständiger oder teilweiser Entzug des Eigentums verbunden ist. Der Gesetzgeber hat die Sozialpflichtigkeit des Eigentums im Bereich der Betretungsrechte konkretisiert. Das allgemeine Betretungsrecht in Wald und Flur umfasst auch das Radfahren auf öffentlichen und privaten Wegen. Auch wenn das Fahrradfahren auf den Wegen im Jagdrevier mit einer gewissen Beunruhigung für das Wild verbunden sein mag, der Jagdausübungsberechtigte muss es hinnehmen.
Wir können nicht erkennen, dass das Eigentum schwerwiegend beeinträchtigt wird.

Durch den Radweg wird weder die Jagdausübung vereitelt oder unzumutbar erschwert, noch sind damit un­verhältnismäßige wirtschaftliche Nachteile für die Jagdgenossenschaft verbunden. Die Niederwildarten dürften sich schnell an die Radler gewöhnen.

Wir haben auch Zweifel, ob die Jagdgenossenschaft einen Schaden nachweisen kann, mit dem sie eine Jagdwertminderung begründen könnte. Wird eine Jagd nur unerheblich beeinträchtigt, kann der Jagdpächter keine Pachtzinsminderung fordern. Dafür müsste man auch die Gesamtverhältnisse im Revier betrachten, also das Verhältnis zwischen Reviergröße und dem Revierteil, der durch die Radfahrer beeinträchtigt wird.