In diesem Jahr kann man sich in vielen Hausgärten über einen sehr guten Behang mit Süßkirschen freuen. Vorausgegangen waren eine eindrucksvolle Blüte bei trocken-warmer Frühjahrswitterung und eine gute Befruchtung durch Insekten und Windbestäubung. Mit der laufenden Ernte und Verarbeitung treten nun die Larven der Kirschfruchtfliege ins Bewusstsein.
Die Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) ist einer der wichtigsten Schädlinge im Kirschenanbau. Die Fliege gehört zu den Frucht- und Gemüsefliegen. Das erwachsene Tier sieht bei einer Größe von etwa 3,5 bis 5 mm den Stubenfliegen ähnlich. Typisch sind ein gelbliches Rückenschild und durchsichtige Flügel mit schwarzen Längsstreifen. Die Larven sind als weißliche, beinlose Maden bekannt, die sich in Steinnähe aufhalten. Sie sind je nach Alter und Reifungsfraß ca. 0,5 bis 4 mm lang. Die Verpuppung erfolgt im Boden in gelblichen, schmalen Tönnchenpuppen mit einer Generation pro Jahr.
Die Tiere überwintern als Puppe im Boden, der Schlupf ist witterungsabhängig und tritt im Durchschnitt der Jahre ab Mitte Mai auf. Ein guter Indikator ist der Farbumschlag der Früchte von gelb nach rot. Die erwachsene Fliege schädigt nicht. Erst mit der Eiablage (ein Ei pro Frucht) und dem Schlupf der daraus entstehenden Larve nach etwa einer Woche, entwickelt sich der Schaden. Die Kirschfruchtfliegenlarve bohrt sich für ihren Reifungsfraß direkt in die nun weich werdende Kirsche. Bewegliche Steine sind ein Merkmal für befallene Früchte. Nach etwa drei Wochen verlässt die Made die Kirsche. Ausbohrlöcher sind mit guten Augen zu erkennen. Häufig sind sie die Eintrittspforten für Fäulniserreger und Ausgangspunkte für verderbende Früchte noch am Baum.
Bekämpfung: Mit dem Aufhängen von Kirschfruchtfliegenfallen, die aus gelben Leimtafeln bestehen, kann der Flugverlauf der Tiere gut beobachtet werden. Fallen sollten immer am äußeren Rand der Bestände aufgehängt werden. Allein das mechanische Abfangen der Tiere mittels Fallen kann keinen Befall verhindern, nur vermindern. Wirkungsvoll ist jedoch der Schutz der Bäume vor Zuflug mit Kulturschutznetzen aus dem Gemüsebau (Gemüsefliegen-Netz). Entscheidend ist eine möglichst kleine Maschenweite und niedrig-junge Bäume, die ein Einnetzen möglich machen. Die tönnchenförmigen Puppen werden gerne von Hühnern aus dem Boden gekratzt. Wenn möglich, sind sie hilfreiche Mitbewohner einer Obstwiese.
Im Haus- und Kleingartenbereich sind darüber hinaus keine Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung der Kirschfruchtfliege zugelassen. Der schwierige Einsatz von Insektiziden ist dem Erwerbsgartenbau vorbehalten. Die agilen erwachsenen Fliegen und das direkte Einbohren der Larven in die Früchte machen hier eine sehr exakt terminierte Pflanzenschutzanwendung notwendig.
Werden befallene Süßkirschen durch Einkochen verarbeitet, kann man die unerwünschte, dann aber gekochte Eiweißbeilage ungeniert absieben. Versuche mit (leicht) gesalzenem Wasser, in das die Früchte zuvor etwa ein bis zwei Stunden eingelegt werden, sind schlichtweg durch den salzigen Fremdgeschmack begrenzt. Wäre dieser nicht, könnte man die Maden mit Physik überlisten. Sind Larven in den Kirschen vorhanden, treibt ein erhöhter Salzgehalt die weichhäutigen Tiere aus der Frucht an die Oberfläche.
In offenen Lagen mit einzeln stehenden Bäumen ist vielfach ein weit geringerer Befall zu beobachten als in dicht stehenden Beständen in warmen Klimaregionen. Wichtig für die Befallsstärke eines Jahres ist auch die Witterung im Winterhalbjahr. Während nasskalter Wintermonate ist von einem deutlich höheren, natürlichen Verderb der überwinternden Puppen auszugehen als bei trockenem Frost.