Ihre Vermutung können wir bestätigen. Ihnen ist die wunderschöne Aufnahme einer großen Schlupfwespe gelungen. Hierbei dürfte es sich um eine Riesenschlupfwespe der Gattung Dolichomitus handeln. Die bis auf die hinteren Schienen roten Beine sprechen hierfür ebenso wie der hinter den Augen verengte Kopf. Diese Insekten erreichen eine Körperlänge von etwa 2 bis 4 cm, wobei die Männchen zumeist etwas kleiner sind. Zusammen mit dem mehr als körperlangen Legebohrer erreichen die Weibchen eine erstaunliche Größe. Sie fliegen Bäume und Hölzer an, die von Holzwespen- oder Käferlarven befallen sind. Mit ihrem Geruchssinn können sie wahrnehmen, ob sich im Innern des Holzes eine Larve befindet. Dann bohren sie mit ihrem langen Legebohrer ein Loch durchs Holz bis zu dieser Larve und legen ein Ei an die Wirtslarve ab. Die daraus schlüpfende Larve vertilgt dann äußerlich fressend den Wirt nach und nach. Die erwachsenen Schlupfwespen ernähren sich demgegenüber deutlich friedlicher, sie nehmen nur Nektar, Honigtau oder Ähnliches auf.
In Ihrem konkreten Fall dürfte das Ei der Schlupfwespe vor einiger Zeit in eine Bockkäferlarve in dem Holz abgelegt worden sein. Sie haben beobachtet, wie das frisch geschlüpfte Insekt das Holz, in dem es sich entwickelte, verließ und noch ein wenig verweilte, um fotografiert zu werden. Da Schlupfwespen insgesamt häufig Schadinsekten parasitieren, die in Land- und Forstwirtschaft die Kulturpflanzen bedrohen, sind sie gern gesehene Nützlinge. Aber auch unabhängig von solchen Zweckfragen, ist es für den Naturliebhaber immer wieder eine Freude, derartige Wunderwerke der Schöpfung beobachten zu können.