Die „spektakulären“ Gespinste werden durch die Raupen der Gespinstmotten (Yponomeutidae) gefertigt. Sie können bei ausreichender Populationsdichte die gesamte Fraßpflanze und sogar deren Umgebung einschließen. Es gibt immer wieder Jahre, in denen entsprechende Gespinste vermehrt beobachtet werden, 2017 und 2018 waren bzw. sind solche Jahre.
Weder von den Raupen noch von den Gespinsten der Gespinstmotten geht ein gesundheitliches Risiko für den Menschen aus.
Die Arten profitieren von warmen und trockenen Sommern, sodass mit Fortschreiten des Klimawandels zunehmende Schäden wahrscheinlich sind. Die kleinen, bis zu 2 cm großen Falter haben schnee- bis grauweiße, mit mehreren schwarzen Flecken versehene und am Rand gefranste Vorderflügel und graue Hinterflügel. Sie fliegen ja nach Art von Anfang Juli bis Ende August und legen an der jeweiligen Wirtspflanze ihre Eier auf die Rinde junger Zweige in Knospennähe ab. Die Eigelege bestehen aus bis zu 50 Eiern und werden von den Weibchen mit einer dichten Sekrethülle bedeckt. Unter dieser Hülle schlüpfen die Eilarven etwa drei bis vier Wochen später und überwintern hier gemeinschaftlich. Ab Anfang Mai verlassen die Raupen dann das Gelege und beginnen in Knospen und Blättern zu fressen und erste unscheinbare Gespinste zu bilden. Im Laufe der Raupenentwicklung werden die Gespinste immer größer und sind meist Anfang Juni auffällig groß. Die schmutzig gelb-grünen, nahezu unbehaarten, mit zahlreichen schwarzen Flecken versehenen Raupen bewegen sich im Schutz des Gespinstes an der Futterpflanze und fressen an dieser im Familienverband. Sie durchlaufen bis Ende Juni fünf Larvenstadien und verpuppen sich dann innerhalb des Gespinstes. Jede Puppe in ihrem eigenen Kokon, die gleichorientiert, dicht nebeneinanderliegen. Allerdings verharren einige Tiere im letzten Raupenstadium, um das Gespinst zu pflegen und mögliche Schäden auszubessern. Letztlich sterben diese Tiere ab, ohne sich zu verpuppen oder gar zu Faltern zu entwickeln. Dieses interessante selbstlose Verhalten dient letztlich dem Arterhalt.
Die Gespinstmotten-Arten ernähren sich in der Regel streng von einer Pflanze, sodass die Artbestimmung mithilfe der jeweiligen Fraßpflanze erfolgen kann. Häufige Wirtspflanzen sind Traubenkirsche, Zwetschge, Apfel, Birne, Pfaffenhütchen, Faulbaum und Eberesche. Meistens sind die Folgen des Blattfraßes unbedeutend, da sich die Bäume über Regenerationstriebe erholen können. Eine Bekämpfung ist darum nicht nötig.
Bedeutende Schäden können allerdings im Obstbau entstehen, wenn die Blütenansätze zerstört werden und damit der Fruchtansatz verhindert oder zumindest reduziert wird. Im urbanen Grün können die Gespinste aus ästhetischen Gründen stören und die Gespinstmotten als Lästlinge empfunden werden. Die Bekämpfung kann indirekt über eine gezielte Nützlingsförderung (insektenfressende Vögel) oder direkt durch das mechanische Entfernen der Gespinste und Puppen an den Pflanzen (Absaugen) oder auch durch den Einsatz zugelassener Insektizide (Obstbau) erfolgen.
(Folge 23-2018)