Es handelt sich nicht um die Raupe des Eichenprozessionsspinners, sondern um die Raupe eines Bürstenspinners, vermutlich des Schlehen-Bürstenspinners oder Schlehenspinners (Orgyia antiqua). Die Raupe ähnelt zwar grundsätzlich der des Eichenprozessionsspinners in Grundfarbe (grau) und Behaarung (lang, weiß), unterscheidet sich aber klar durch die gelb bis gelblich braunen, sehr auffälligen vier Haarbüschel „Bürsten“, die auf dem vierten bis siebten Segment am Rücken sitzen. Ein weiteres sehr auffälliges Haarbüschel findet sich nach hinten gerichtet am Körperende. Die Haare sind braun-schwarz und auffällig lang. Jeweils paarige Haarbüschel finden sich zudem am ersten Segment nach vorne gerichtet sowie am fünften Segment an den Körperseiten. Diese Haarbüschel sind ebenfalls braun-schwarz. Raupen des Eichenprozessionsspinners findet man zudem sehr selten alleine. Die namengebende Prozession ist wirklich Programm bei allen Prozessionsspinner-Arten.
Die Raupen des Schlehen-Bürstenspinners fressen Blätter und Knospen verschiedener Laubbäume und Straucharten, neben Schlehe auch Weißdorn, Vogelbeere, Sal-Weide, Bergahorn und auch Apfel (im Obstbau ist auch der Fraß an Früchten auffällig), aber auch Himbeere und Ziersträucher. Man findet sie damit häufig am Waldrand und auch in Gärten und Obstplantagen.
Die Art durchläuft in der Regel zwei Generationen, sodass man Raupen sowohl im Frühling (Mai bis Juni) als auch im Spätsommer/Herbst (August bis September) entdecken kann. Witterungsbedingte Verschiebungen sind allerdings durchaus möglich, sodass in kalten Jahren auch nur eine Generation und in warmen Jahren auch drei Generationen auftreten können. Entscheidend ist die temperaturabhängige Entwicklungsgeschwindigkeit der Raupen. Die sich aus den Raupen entwickelnden Falter zeigen einen ausgeprägten Sexualdimorphismus. Die Männchen zeigen den typischen Habitus eines Schmetterlings mit rostbraunen, normal entwickelten Flügeln (Spannweite ca. 3 cm), die im Innenwinkel der Vorderflügel einen weißen Fleck aufweisen, und auffälligen Fühlern (Antennen), während die Weibchen nahezu flügellos und unauffällig grau behaart sind.
Die Raupen des Schlehen-Bürstenspinners sind auch hinsichtlich ihrer allergenen Wirkung nicht mit denen des Eichenprozessionsspinners vergleichbar. Sie sind nicht gefährlich und haben keine Brennhaare. Trotzdem sollte man die Raupen, wie alle behaarten Raupen, nicht anfassen, da Haare abbrechen können und dann auch Hautverletzungen, die zu einer Reizung bis hin zu einer Raupendermatitis führen können, möglich sind. Also nicht anfassen, sondern aus angemessener Entfernung ihre Schönheit bewundern.
(Folge 37-2021)