Das Hauptwort „Gut“ bezeichnet heutzutage – neben vielen anderen Bedeutungen – einen größeren landwirtschaftlichen Betrieb. Der Begriff ist nicht rechtlich geschützt oder an bestimmte Bedingungen geknüpft. Um ein Anwesen „Gut“ zu nennen, müssen weder adlige Vorfahren noch ein bestimmtes Alter des Hofes nachgewiesen werden. Es spielt auch keine Rolle, ob der bewirtschaftete Hof bzw. das Ackerland sich im Eigentum des Landwirts befindet oder er es in Pacht bewirtschaftet.
Das Wort, das gern zu Werbezwecken eingesetzt wird, trägt mehrere Nebenbedeutungen mit sich. Sie gehen auf einen bemerkenswerten Wandel zurück. Ursprünglich meint das Wörtchen „god“ oder „gud“, das in vielen mittelalterlichen Urkunden Westfalens auftaucht, ganz allgemein jede Art von Besitz. Es war also gar nicht auf Landwirtschaft bezogen. Noch heute kennen wir diese Bedeutung in der Formulierung „Hab und Gut“.
Daraus ging bereits im Mittelalter die verengte Bezeichnung für eine „bäuerliche Landwirtschaftseinheit“ hervor, wie der westfälische Agrarhistoriker Leopold Schütte zusammengefasst hat. Die Größe dieser „Landwirtschaftseinheit“ spielte dabei kaum eine Rolle.
Seit dem 16. Jahrhundert verengte sich die Bedeutung weiter. Nun setzte sich die Vorstellung durch, ein „Gut“ sei ein „größeres landwirtschaftliches Grundstück im Besitz sozial höher stehender, besonders adliger Grundeigentümer“. So hält es das in Sprachdingen verlässliche „Deutsche Wörterbuch“ der Brüder Grimm fest. Die ältere, weiter gefasste Bedeutung ging aber nicht verloren. Ein Gut konnte weiterhin auch „den kleineren bäuerlichen Ackerhof bezeichnen, doch scheint Letzteres weniger häufig zu sein“, wie es im Grimm’schen Wörterbuch aus dem 19. Jahrhundert heißt.
Im süddeutschen Raum hat der Begriff „Gut“ eine etwas andere Bedeutung. Er bezeichnet dort einen landwirtschaftlichen Betrieb, der keinem Grundherrn gegenüber hörig war, sondern über sich selbst und über seinen Besitz ganz allein verfügungsberechtigt war.
Heute kann letztlich jeder seine „Landwirtschaftseinheit“ als Gut bezeichnen. Ob der Begriff zum Hof und in die Bauerschaft, zum Ort und zur Region passt, muss jeder selbst entscheiden – ebenso auch die Frage, ob er auf einem „Gutshof“ glücklicher wird als auf einem „(Ferien-)Hof“.