Anna L. in G. fragt: Einige meiner Bekannten behaupten, dass die Altersrente der Arbeiter und Angestellten in Österreich höher ist als in Deutschland. Was sind die Hintergründe?
Katja Braubach, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin, antwortet: Die Durchschnittsrenten in Österreich sind tatsächlich deutlich höher als in Deutschland.
Alle Erwerbstätigen, keine Betriebsrenten
Die beiden Rentensysteme unterscheiden sich jedoch auch in einigen wichtigen Punkten. So sind im österreichischen Rentensystem nahezu alle Erwerbstätigen verpflichtend in der gesetzlichen Rentenversicherung abgesichert, auch die Selbstständigen.
Des Weiteren erfolgt die Altersvorsorge in Österreich in noch stärkerem Maße als in Deutschland über die gesetzliche Rentenversicherung. Betriebsrenten und Privatvorsorge machen einen geringeren Anteil im Gesamteinkommen aus als in Deutschland.
Höherer Beitragssatz, längere Wartezeit
Der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung liegt in Österreich bei 22,8 % und ist damit deutlich höher als mit 18,6 % in Deutschland.
In Deutschland erhalten Sie außerdem schon nach fünf Beitragsjahren eine Rente, in Österreich erst nach 15 Jahren Beitragszahlung. Das bedeutet einerseits, dass in Deutschland auch die aus nur wenigen oder geringen Einzahlungen resultierenden „Minirenten“ den Schnitt senken. Auf der anderen Seite erhalten Menschen, die beispielsweise nur zehn oder zwölf Jahre versichert waren und Beiträge gezahlt haben, in Österreich – anders als bei uns – dafür überhaupt keine Rente.
Alles in allem haben zwar beide Länder ein beitragsorientiertes gesetzliches Rentenversicherungssystem, im Detail ergeben sich aber doch Unterschiede, die bei dem Vergleich einzelner Kennzahlen unter den Tisch fallen.
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(Folge 27-2023)