Wochenblatt-Leser Leon J. fragt: Ich bewirtschafte einen Bio-Grünlandbetrieb. Drei Jahre in Folge habe ich 4 ha der Wiese gefräst und neu eingesät. Diese Flächen verunkrauten immer stärker, es entsteht ein blühender Teppich, auf dem kaum noch Gräser durchkommen. Um welches Kraut handelt es sich und was raten Sie mir?
Martin Hoppe, Beratung Pflanzenbau, Pflanzen- und Wasserschutz, Landwirtschaftskammer NRW, antwortet: Ihr Pflanzenteppich besteht vor allem aus Wiesenkerbel, wie die mitgesandten Pflanzen zeigen. Als Bekämpfungsmaßnahme hat Ihr Bioverband eine Beweidung empfohlen. Diese haben Sie durchgeführt, aber ohne entsprechenden Erfolg – wie Sie mitgeteilt haben. Vermutlich ist dies auch Folge der besonderen Umstände (Dürre, Trockenheit usw.), welche die Konkurrenzkraft der Grünlandnarbe deutlich reduziert haben.
Starke und organische Düngung
Wiesenkerbel ist im Grünland eine Zeigerpflanze für starke und organische Düngung in Form von beispielsweise Stallmist und/oder Gülle. Wird der Grünlandbestand gleichzeitig erst sehr spät im Jahr geschnitten (wie für Pferdeheu üblich), kommt es zur Aussamung und weiterer erheblicher Verbreitung dieser sehr konkurrenzstarken Pflanzenart. Vor diesem Hintergrund sollten Sie als Biobetrieb daher folgendermaßen vorgehen:
- Prüfung der Bodenuntersuchungsergebnisse der Fläche und gegebenenfalls Reduktion der organischen Düngung in den nächsten Jahren auf dieser Fläche,
- Vermeidung einer Spätmahd mit Aussamungsproblematik auf Flächen mit Wiesenkerbelbesatz,
- Frühlingsweide der Fläche zum frühestmöglichen Zeitpunkt (Wiesenkerbel wird dann besser von den Tieren gefressen und durch den Tritt stärker geschädigt),
- nach der Beweidung unmittelbare Nachsaat mit einer regional empfohlenen Nachsaatmischung je nach Lückigkeit 10 bis 25 kg/ha, um die Narbenlücken schnell zu schließen,
- nachfolgende, intensive Beweidung bzw. Schröpfschnitt zur Förderung der Entwicklung der Nachsaat und der Konkurrenz zum Wiesenkerbel.
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(Folge 6-2023)