Wochenblatt-Leser Frederik P. in W. fragt: Wir möchten nach unserer frühen Wintergerste Sommergerste anbauen. Wie hoch muss die Aussaatstärke sein, was ist bei Düngung und Pflanzenschutz zu beachten?
Pflanzenbau- und Pflanzenschutzberater Burkhard Linneweber, LWK NRW, gibt Auskunft: In den vergangenen Jahren war der sogenannte Zweitfruchtanbau nach früh räumender Wintergerste selten wirtschaftlich. In diesem Jahr – bei deutlich gestiegenen Erzeugerpreisen – kann der Anbau von Sommergerste eine interessante Möglichkeit sein, wenn einige Dinge beachtet werden.
Sommergerste benötigt rund 90 bis 100 Tage von der Saat bis zur Ernte. Soll diese mit dem Drescher und nicht als GPS erfolgen, muss das Wetter mit ausreichend Sonnenstunden natürlich mitspielen, was man bei der Aussaat nicht in der Hand hat.
Ausreichend Aussaatstärke
Wegen fehlender Bestockung zu diesem Zeitpunkt sollte die Aussaatstärke möglichst nicht unter 400 Körnern/m² liegen. Planen Sie den Anbau für GPS, sollten Sie eher etwas dichter drillen, um die Unkrautunterdrückung zu unterstützen. Die Aussaat darf als Zweitfrucht hinsichtlich der Flächenprämie frühestens ab dem 23. Juni erfolgen. Sie muss dann aber auch geerntet werden.
Düngebedarf
Hierfür bedarf es einer eigenständigen Düngebedarfsermittlung: Für 35 dt/ha Ertragserwartung ist ein Bedarf von 100 kg/ha Stickstoff (N) ausgewiesen. Davon werden als Nmin-Wert nach Getreide immer 25 kg/ha N abgezogen, nach allen anderen Kulturen 35 kg/ha.
Die Aussaat muss sorgfältig, unter Umständen sogar mit Pflugfurche erfolgen. Wenn Sie mit Gülle düngen und der Güllephosphor durch den Aufwuchs nicht ganz verbraucht wurde, wird er in den Düngeportalen automatisch den Folgefrüchten zugeschlagen. Das kann die Gülledüngung in Folgefrüchten eingrenzen – ärgerlich bei den hohen N-Preisen.
Feuchtigkeit erforderlich
Zu beachten ist weiterhin, dass die Sommergerste nicht zwangsläufig sofort nach der W-Gerste zu drillen ist, insbesondere wenn gerade trockene 35 °C im Schatten herrschen. Die Saat eine Woche später bis maximal Mitte Juli bei bedecktem Wetter kann trotz verlorener Wachstumstage wirtschaftlicher sein als ein verzettelter, verunkrauteter Bestand.
Der Pflanzenschutz sollte in Anlehnung an normales Sommergetreide eher intensiv gefahren werden. Dazu zählt eine zeitige Unkrautbekämpfung und ggf. auch ein Insektizid gegen Virus übertragende Blattläuse und eine Teilmenge eines Fungizids gegen relevante Abreifekrankheiten.
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(Folge 25-2022)