Bei Ihrer Heilpflanze handelt es sich um Tanacetum balsamita. Im Deutschen wird sie auch Balsamkraut, Marienblatt oder Frauenminze genannt. Diese winterharte Staude gehört zur Familie der Asteraceae, die auch als Compositae oder Korbblütler bezeichnet werden.
Im Gegensatz zu anderen Tanacetum-Arten sind ihre graugrünen, ovalen, bis zu 15 cm langen Blätter ungeteilt. Sie haben einen gesägten Rand und eine auffällige Punktierung. Beim Zerreiben duften die Blätter aromatisch nach Grüner Minze. Die Blattstiele tragen am Grund meist kleine Blattöhrchen. Die kantigen, flaumig behaarten Stängel, die sich im oberen Bereich verzweigen, entspringen einem kriechenden Wurzelstock. In nährstoffreichen Böden können sie über 1 m hoch werden. Im Spätsommer entwickeln sich kleine gelbe Körbchenblüten.
Ursprünglich stammt das Balsamkraut aus dem Vorderen Orient. Es wurde jedoch schon im frühen Mittelalter zum Anbau empfohlen und war allgemein als Heil- und Gewürzpflanze gebräuchlich. Als Arzneitee wurde es gegen Magenverstimmungen und Blähungen, aber auch gegen Leber-, Gallen- und Nierenleiden empfohlen. Zur Stillung von Krämpfen und zur Erleichterung von Geburten wurde es ebenfalls eingesetzt. Im 17. Jahrhundert wurden die Blätter auch in magenstärkende Pfannkuchen gebacken. Im Mittelalter diente das Balsamkraut zudem beim Bierbrauen zum Klären und Konservieren und es brachte eine minzigbittere Geschmacksnote in das Getränk.
Äußerlich wurden frische, zerschnittene Blätter zur Behandlung von Insektenstichen verwendet. Wegen seiner insektenabwehrenden Eigenschaften und seines dauerhaften Duftes wurde es als Einstreu gebraucht. Blattaufgüsse als Beigabe zur letzten Spülung verliehen der Wäsche einen angenehmen Duft.
Die Bezeichnung „Bibelblatt“ geht angeblich darauf zurück, dass man ein großes Blatt Balsamkraut als Lesezeichen in die Bibel oder das Gesangbuch legte, um während langer Predigten wachzubleiben. In Bayern heißt es deshalb auch „Schmeckablaadl“, das bedeutet Riechblättchen.
Heute ist das Balsamkraut kaum noch bekannt und noch weniger gebräuchlich. Als Tee bei Magenverstimmungen und gegen Erkältungen wird es zwar auch in aktuellen Kräuterbüchern noch erwähnt, doch wird darauf hingewiesen, dass man den Tee nur in Maßen und mit Vorsicht genießen sollte. Insofern ist die Abneigung Ihrer Familie gegen Ihren Tee möglicherweise berechtigt.