Es gibt zwei schwerwiegende Kritikpunkte an Garantien:
Kein Kaufkraftbezug: Alle Garantien beziehen sich in Vorsorgeverträgen nur auf nominelle statt reale Größen. Also nur auf Euro oder Dollar und keineswegs auf die wichtigen realen Dinge, die Sie in der fernen Zukunft davon kaufen wollen wie Kartoffeln, Butter, Brot, Schuhe oder guten Rotwein. Bei langfristigen Vorsorgeverträgen kumuliert sich die Wirkung der Inflation enorm. Das habe ich anhand der vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden ermittelten Inflationsraten nachgerechnet. Der reale Wert der Garantie (also Kaufkraft) betrug bei vielen Versicherungsverträgen unter 50 %, in manchen Fällen (längere Vertragsdauer oder Zeiträume mit höherer Inflation) auch unter 40 %.
Mit anderen Worten: Was nützt Ihnen eine Garantie, bei der Sie mir heute 100 kg Kartoffeln geben und ich dafür einstehe, dass Sie in 40 Jahren 50 oder auch nur 42 kg Kartoffeln zurückerhalten? Kurz gesagt: Rendite geht anders und mit solchen Garantien sparen Sie sich arm.
Niedrige Dividende: Die Versicherungsgesellschaften sind durch die Aufsicht gezwungen, die von den Versicherten erhaltenen Mittel nach Abzug der Kosten so anzulegen, dass die oben erläuterte nominelle Garantie jederzeit erfüllt werden kann. Folge ist die überwiegende Anlage der Mittel in sehr niedrig verzinste oder sogar unverzinsliche Bundesanleihen, wodurch Ihnen als Kunde trotz eines langen Anlagezeitraums sehr viel Geld (zum Beispiel Dividendenzahlungen, Kursgewinne) entgehen. Kurzum: Die Garantiekosten können sogar Ihre eingezahlten Beiträge übersteigen.
Alternative: Ein einfaches Beispiel: Eine Versicherte spart über 40 Jahre jährlich 1000 € in einen Vorsorgevertrag ein. Ihr kumulierter Kapitaleinsatz beträgt also 40.000 €. Würde sie das alternativ in einem breit streuenden Aktien-ETF mit einer sehr konservativ angenommenen Rendite von 7 % nach Kosten tun, würde sie einen Endwert von über 199.600 € erzielen. Durch die im ihrem Vorsorgevertrag versprochene nominelle Garantie beträgt ihre „sichere“ Rendite jedoch nur 1,5 % (was bei aktuellen Zinsverhältnissen und einem Garantiezins ab 2022 von 0,25 % noch sehr wohlwollend angenommen ist). Somit erhält sie eine Ablaufleistung in Höhe von rund 54.300 €.
Die Differenz von 145.300 € sind die Garantiekosten, die im Verhältnis mehr als das Dreifache der eingezahlten Beiträge ausmachen.
(Folge 32-2021)