Wochenblatt-Leserin Tabea G. fragt: Meine Riester-Rente wird zum 1. September 2023 fällig; 30 % entnehme ich als Einmalzahlung, den Rest muss ich verrenten lassen. Für die Rente stellt mein Versicherer mir zwei Alternativen zur Auswahl: Entweder eine gewinnabhängige Rentenerhöhung oder eine gewinnabhängige Zusatzrente. Beides sagt mir wenig – wofür sollte ich mich entscheiden?
Prof. Dr. Hartmut Walz, Hochschule Ludwigshafen am Rhein, rät: Vorab: Die von Ihnen geplante Teilentnahme der maximal 30 % Ihres Vorsorgekapitals (mehr ist ja nicht möglich) ist auf alle Fälle die richtige Entscheidung. Für die restlichen 70 % besteht in der Tat ein Verrentungszwang.
Bei beiden von Ihnen genannten Alternativen „gewinnabhängige Rentenerhöhung“ oder „gewinnabhängige Zusatzrente“ ist die Kalkulationsweise des Versicherers für Sie als Kundin intransparent. Der Versicherer ist nicht zur Offenlegung seiner Kalkulation verpflichtet. Das Problem ist also, dass Sie zwischen zwei Varianten entscheiden, deren Fakten Sie nicht kennen können. Das ist wenig kundenorientiert.
Grundsätzlicher Unterschied
Ich kann Ihnen lediglich den grundsätzlichen Unterschied der beiden Varianten erläutern.
Bei der gewinnabhängigen Rentenerhöhung kann die Gesamtzahlung an den Versicherungsnehmer nach einer Erhöhung nicht mehr sinken, denn die erreichte Rentenhöhe ist für die weitere Zukunft garantiert.
Hingegen hängt die gewinnabhängige Zusatzrente von der im Zeitablauf – wahrscheinlich jährlich – ermittelten Gewinnhöhe in Ihrem Versichertenkollektiv ab. Somit kann sich die gewinnabhängige Zusatzrente sowohl nach oben als auch nach unten verändern.
Man könnte nun glauben, dass die sichere Erhöhung vorteilhafter wäre als eine Erhöhung, die jederzeit wieder sinken oder sogar ganz entfallen kann. Dies ist jedoch ein Trugschluss.
Ich rate Ihnen – ohne Kenntnis der konkreten Kalkulationsgrundlagen – zu der schwankungsgefährdeten gewinnabhängigen Zusatzrente. Denn der Versicherer wird die garantierten Gewinnanteile der gewinnabhängigen Rentenerhöhung sehr vorsichtig – also zu Ihren Ungunsten niedrig – kalkulieren. Sie „bezahlen“ bei der gewinnabhängigen Rentenerhöhung mit einer im Vergleich zur gewinnabhängigen Zusatzrente wahrscheinlich geringeren Gesamtrente zu viel dafür, dass der Versicherer spätere Senkungen ausschließt.
Gemäß dem Motto, dass Sie so früh wie möglich so viel Geld wie möglich vom Versicherer zurückerhalten sollten, um es lieber selbst verantwortungsvoll zu nutzen, sollten Sie sich für die gewinnabhängige Zusatzrente entscheiden.
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(Folge 25-2023)