Wochenblatt-Leser Erich P. in R. hat in der Werbung gesehen, dass man seine Schufa-Daten online kostenlos abfragen kann. Sollte er das machen?
Rudolf Schüller, WVU GmbH, Saerbeck und Münster, kann informieren: Auch heute schon kann man unter Hinweis auf § 15 der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) einmal jährlich kostenfrei seine bei der Schufa registrierten Daten abfragen. Dann erhält man eine Auflistung der gespeicherten Informationen, allerdings keine Auskunft, welche Bonitätseinstufung dadurch ermittelt wurde.
Datenoffenlegung Voraussetzung
Die Schufa ist ein Privatunternehmen, welches über seine Bonitätsauskünfte einen massiven Einfluss auf die Möglichkeiten von Privatpersonen hat, Kredite aufzunehmen, Handyverträge abzuschließen oder beispielsweise eine Wohnung mieten zu können.
Zukünftig soll auch der sogenannte Basisscore, also das Ergebnis der Berechnungen bei der Schufa, mitgeteilt werden. Das ist zwar über den Anbieter Bonify, den die Schufa Holding AG gekauft hat, kostenfrei möglich. Allerdings werden dafür reichlich Daten abgefragt. Vor allem versucht man, darüber Zugriff auf die Kontoumsätze der vergangenen Jahre zu erhalten.
Zugriff auf Girokontodaten
Da das Girokonto Dreh- und Angelpunkt der privaten Finanzen ist, sind diese Daten für viele Anbieter hochinteressant. Und wenn Sie beispielsweise Geld mit dem missverständlichen Buchungstext „Rückzahlung“ überweisen, weil ein Familienmitglied vergangenen Sonntag das Essen für alle vorgestreckt hat, dann wird das gegebenenfalls als Kreditrate eingestuft. Sämtliche Negativmerkmale wie Rücklastschriften, Rückbuchungen, Ratenzahlungen usw. werden ausgewertet und fließen (meist negativ) in Ihre Bonitätsbewertung ein.
Anders ausgedrückt: Wer Zugriff auf Ihre Kontoumsätze hat, für den sind Sie gläsern.
Einspruch und Korrektur schwer
Da auf der anderen Seite nicht offengelegt wird, wie diese Informationen verwendet werden und die angeblichen Korrektur- und Einspruchsmöglichkeiten bei vermeintlich fehlerhaften Angaben in der Schufa-Auskunft schwammig und nicht nachvollziehbar formuliert sind, sollten Sie sich sehr gut überlegen, ob Sie diese Transparenz wirklich zulassen wollen.
Auch ist jedem Vertragspartner der Schufa überlassen, welche Bonitätsanforderungen er an seine Kunden stellt. Damit ist die Kenntnis des Basisscores nur bedingt hilfreich, um einschätzen zu können, ob man einen bestimmten Kredit oder Vertrag bekommen kann.
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(Folge 30-2023)