Wochenblatt-Leser Karl R. fragt: Mein Bankberater hat mir Discountzertifikate auf Aktien angeboten. Wie funktionieren diese? Sie sind angeblich renditestark, aber wie hoch ist das Verlustrisiko? Es wurde auch darauf hingewiesen, dass man diese Discountzertifikate auf Aktien vor Endfälligkeit verkaufen kann. Zu welchen Bedingungen ist das möglich?
Prof. Dr. Hartmut Walz, Hochschule Ludwigshafen am Rhein, antwortet: Darlehen an die Bank: Discountzertifikate sind wie alle Anlagezertifikate Schuldverschreibungen, also ein Darlehen, das Sie Ihrer Bank geben. Von einer klassischen Schuldverschreibung unterscheidet das Discountzertifikat lediglich eine komplizierte Rückzahlungsstruktur.
Kunde trägt Ausfallrisiko: Wie bei allen Zertifikaten tragen Sie das Ausfallrisiko. Sollte Ihre Bank insolvent werden, genießen Sie keinen Einlegerschutz, da Ihr Geld keine Einlage, sondern eine nicht von der Europäischen Einlagensicherung gedeckte Forderung ist.
Gewinn ist gedeckelt
Typisch beim Discountzertifikat ist, dass die Rückzahlung vom Kursverlauf einer konkret benannten Aktie (selten auch einem ganzen Korb verschiedener Aktien oder Rohstoffe) abhängig ist. Als Anleger können Sie bei konstantem oder steigendem Aktienkurs einen Gewinn machen, der jedoch „gedeckelt“ ist. Das heißt, nach oben begrenzt ist. Somit entgehen Ihnen mögliche hohe Gewinne bei Situationen, in denen der Kurs Ihrer Aktie kräftig steigt.
Verlust bis zum Totalverlust: Umgekehrt werden Sie bei geringen Kursverlusten der als Bezugsgröße dienenden Aktie noch keinen Verlust machen, da Sie das Discountzertifikat mit einem Abschlag auf den Aktienkurs erwerben konnten – daher der Name.
Sobald der Aktienkurs unter eine definierte Schwelle fällt, kommen Sie ins Minus. In diesem Fall erhalten Sie nämlich nicht Ihr eingesetztes Geld zurück, sondern werden mit den (gesunkenen) Aktien abgefunden und tragen das volle Kursrisiko, und zwar bis zum Totalverlust.
Nicht ins Depot
Der im Erfolgsfalle begrenzten Gewinnchance steht ein im Misserfolgsfall unbegrenztes Kursrisiko gegenüber. Grundsätzlich sind Privatanleger gut beraten, wenn sie keine Discountzertifikate – aber auch keine anderen Zertifikatetypen – im eigenen Depot haben.
Zertifikate verkaufen: Anlagezertifikate sind handelbar und können daher auch vor Laufzeitende wieder verkauft werden. Ihre Frage nach dem Verlustrisiko bei vorzeitigem Verkauf von Discountzertifikaten kann man jedoch nicht grundsätzlich beantworten, denn der Verkaufspreis hängt ja vom aktuellen Kurs der als Referenz dienenden Aktie ab. Es kann also sowohl zu einem sehr hohen Verlust als auch dem (gedeckelten) Gewinn kommen. Wer vor Endfälligkeit des Zertifikates verkaufen möchte, wendet sich in diesem Fall an die depotführende Bank, die den Verkaufsauftrag an sogenannte „Market-Maker“ weiterleitet, die die Handelbarkeit garantieren. Nachteilig ist jedoch ganz unabhängig vom Kurs der Aktie, dass die Spannen (= Spreads) zwischen An- und Verkaufskursen beim Zertifikatehandel meist sehr groß sind, sodass die Kunden beim vorzeitigen Verkauf zusätzliche finanzielle Nachteile erleiden.
Schließlich erhalten Sie als Inhaber des Discountzertifikates keine Dividenden aus der Aktie – die schöne Dividendenrendite, die Sie somit verlieren, sollten Sie also gleich mal von der in Aussicht gestellten Rendite des Zertifikates abziehen.
Besser Indexfonds oder ETFs
Wenn Sie Kursrisiken von Aktien verkraften können – zum Beispiel weil Sie einen langfristigen Anlagehorizont besitzen –, sollten Sie diese möglichst breit gestreut über einen Indexfonds oder passiven ETF erwerben. Und falls Sie keine Kursrisiken verkraften können oder wollen, sollten Sie Ihr Geld auf dem Tagesgeldkonto oder in bonitätsstarken Anleihen (zum Beispiel deutschen Bundesanleihen) anlegen.
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(Folge 46-2023)