Dass Ihre Bank vor Ort Ihnen keine ETFs anbieten möchte, finde ich sehr bedauerlich und aus Ihrer Sicht als Anlegerin letztlich unakzeptabel. Natürlich würde ich der Volksbank die hohen Gebühreneinnahmen durch Vermittlung der gruppeneigenen Produkte (Union Investment gehört zur Volksbanken-Gruppe) gönnen. Jedoch schmälern diese Gebühren und Kosten leider eins zu eins Ihre Ertragschancen und sind daher aus Kundensicht nicht vertretbar. In der aktuellen Nullzinswelt, in denen die Renditen der Anlagen ohnehin spärlicher fließen, ist eine strikte Kostenorientierung unverzichtbar. Gegenüber einem hochwertigen und breit streuenden Aktien-ETF sind die aktiv gemanagten Produkte von Union Investment um den Faktor fünf bis zehn teurer. Nun könnte man denken, dass diesen Mehrkosten auch eine qualitativ höhere Gegenleistung entspricht. Diese Vermutung kann ich aus wissenschaftlicher Sicht jedoch nicht bestätigen – ganz im Gegenteil! Die Wertentwicklung der meisten aktiven Fonds konnten mit der Marktentwicklung über die vergangenen fünf oder zehn Jahre nicht mithalten und hinken damit auch den entsprechenden ETF-Angeboten kräftig hinterher.
Das hat sich mittlerweile auch schon gut herumgesprochen und dazu geführt, dass viele Volks- und Raiffeisenbanken dem Kundenwunsch nach ETFs nachgeben. Geben Sie Ihrer Volksbank nochmals die Chance, ihre kundenunfreundliche Entscheidung zu revidieren, um Sie nicht als Kunden zu verlieren. Denn es gibt eine Vielzahl von Online-Banken, die Ihnen nicht nur alle in Deutschland zugelassenen ETFs (das sind über 1850) ins Depot legen, sondern das Depot sogar noch kostenlos führen.
Somit bleibt noch Ihre Frage nach Anlageformen, die sich auf künstliche Intelligenz bzw. Computer-Algorithmen stützen – im Volksmund auch Robo-Finance genannt. Diese Angebote sind zwar oftmals etwas kostengünstiger als die klassischen, traditionellen Fonds. Und sie versprechen die Chance auf höhere Erträge – wobei dieses Versprechen bis heute keinesfalls statistisch in der Breite abgesichert ist. Das Versagen vieler Algorithmen in der kurzen Corona-Krise sowie die noch geringe Erfahrungsbasis mit diesen Produkten führt zu meiner klaren Empfehlung für passives Anlegen mittels breit streuender ETFs.
Sparen Sie sich die Kosten sowohl des aktiven Managements als auch der „Robo-Finance“ und investieren Sie – unter Berücksichtigung Ihrer Risikoneigung und Fähigkeit, Risiken zu tragen – lieber prognosefrei, kostengünstig und transparent in ETFs, die einem möglichst breit streuenden Index folgen.
Dieser Rat steht unter dem Vorbehalt, dass Sie daneben über eine ausreichende Liquiditätsreserve verfügen und das angelegte Geld längerfristig entbehren können, sodass Sie im Falle von Kursrückschlägen nicht zum Verkauf gezwungen sind. Jedoch würde dieser Vorbehalt auch für die Anlage in die aktiven Union-Fonds oder einen durch Algorithmen überwachten Fonds gelten, da dort die gleichen Rückschlagsrisiken bestehen.
(Folge 40-2021)