Geldanlagen mit einem Schwerpunkt auf Klimaneutralität oder -schutz sind aktuell in der Tat ein Modethema. Sie sind ein Teil der Nachhaltigkeitsbewegung, bei der neben der sozialen Dimension (gerechte Löhne, gute Arbeitsbedingungen, Gleichstellung der Geschlechter, keine Kinderarbeit usw.) und Fragen der ethischen und transparenten Unternehmensführung auch Umweltschutzaspekte im Vordergrund stehen. Und Klimaschutz ist eben ein zentraler Teil der Umweltziele.
Investitionen in Klimaschutz sind also ein kleiner Teil des Trends zu nachhaltigen Kapitalanlagen. Sie sind im Verhältnis zu den anderen Nachhaltigkeitszielen am stärksten im öffentlichen Interesse.
Schutz vor Inflation?
Hier kommt es nur darauf an, ob die klimaorientierte Anlage Geld- oder Sachvermögen darstellt. Handelt es sich um „Green Bonds“ oder sonstige Anleihen mit Verbindung zu Klimaschutzzielen, so steht der Investor voll im Inflationsrisiko, da die Rückzahlung in Währung (zum Beispiel €) erfolgt, ganz unabhängig davon, wie sich die Inflationsrate und damit die Kaufkraft entwickelt. Investieren Sie jedoch in einen Investmentfonds oder ETF auf Aktien mit Klimaschutzzielen, so steckt Ihr Geld im Sachvermögen, welches bei Inflation im Wert mitsteigt, sodass Sie – abgesehen von Kursschwankungen – recht inflationssicher sind.
Ist das Spekulation?
Wirtschaftlich gesehen stellt eine Anlage in Klimaschutz ganz klar eine Spekulation dar – auch wenn dies Klimaaktivisten wohl nur ungern hören werden. Denn es handelt sich um eine Branchenspekulation – nämlich einen Fokus auf ganz bestimmte Unternehmen, die etwa im Bereich Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft (clean Energie) tätig sind. Sinkt das Kursniveau in diesen Branchen, beispielsweise weil aufgrund des aktuellen Hypes bereits viel zu viel Kapital in diese engen Teilmärkte geflossen ist, platzt auch in der Klimaschutzbranche eine Blase ganz wie woanders auch. Finanzmarktexperten warnen bereits seit einiger Zeit vor dieser Gefahr und befürchten, dass nach dem Hype um klimaneutrale Anlagen der große Kater kommen könnte. Das Bedauerliche an diesem Risiko ist die Tatsache, dass die meisten Anlagen in Klimaschutzwerte gar nicht aus spekulativer Absicht heraus eingegangen werden, sondern mit besten Absichten und dem klaren Willen, einen „Impact“, also eine gute Wirkung, zu erzielen – also einen Unterschied zum Guten hin zu machen.
Gibt es spezielle Anleihen?
An dieser Stelle hilft es, sich klar zu machen, dass der Markt für klimaorientierte Anlagen recht klein und eng ist und die dort tätigen Unternehmen das plötzlich angebotene Geld häufig gar nicht sinnvoll anlegen können. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht. Wenn ein Kind ein blutendes Knie hat und 20 Erwachsene mit jeweils einem Pflaster Schlange stehen, dann heilt die Wunde trotzdem nicht schneller.
Obendrein handelt es sich bei vielen Anlagen mit Klimaschutzzielen um mehr oder minder stark ausgeprägte Mogelpackungen – auch als Greenwashing bekannt. Dies bedeutet, dass die entsprechenden Produkte im besten Falle überteuert sind, das heißt einfach zu hohe Gebühren, Ausgabeaufschläge oder sonstige Kosten abverlangen. Im schlechtesten Falle werden Sie als Anleger jedoch unter dem Deckmäntelchen des Klimaschutzes – in risikoreiche und zum Teil regelrecht windige Anlageformen wie zum Beispiel „Alternative Investmentfonds“ gelockt. In diese Anlageformen hätten sich viele Geldgeber ohne die vorgegebenen Klimaschutzziele nicht getraut. Anlegerschutz gibt es bei „Alternativen Investmentfonds“ so gut wie nicht und so ist im schlimmsten Fall Ihr Geld dann auch einfach weg bzw. es ist nicht weg, sondern es hat ein anderer.
Beispiel „Prokon“
Wie die Insolvenz des Windkraftanlagen-Projektbetreibers Prokon zeigt, ist diese Sorge keineswegs Theorie. Das Geld von über 75.000 Anlegern – durchschnittlich jeweils knapp 20.000 € – löste sich in Luft auf, als das windige Geschäftsmodell platzte. Die bekannten Skandale um Baumpflanzprojekte müssen hier gar nicht näher erläutert werden.
Klimaorientiert handeln
Empfehlungen für „gute“ Anlagen in Klimaschutzprojekte sind äußerst schwer und die vielen Fallstricke auf dem Weg zu ihrer Auslese in der Kürze dieses Beitrags nicht seriös zu leisten. Viel einfacher wäre es, wenn Sie sich für klimaorientiertes Handeln wie zum Beispiel die Verringerung Ihrer persönlichen Kfz-Fahrleistung, den Verzicht auf Flugreisen und/oder eine klimaschonende Ernährung entscheiden.
Auf Ihre Geldanlage bezogen, rate ich von einem einseitigen Klimafokus eher ab. In Hinblick auf Nachhaltigkeitsziele im weiteren Sinne (also nicht nur Klimaschutz, sondern auch soziale Gerechtigkeit und faire Unternehmensführung) gibt es preiswerte ETFs, die nur niedrige Kosten aufweisen und gleichzeitig nicht so streng filtern, dass die Anleger ungewollt eine Branchenspekulation eingehen. Mit solchen Produkten machen Sie nichts falsch. Trotzdem bewirkt klimaorientiertes Handeln und Konsumieren den weitaus stärkeren Hebel bzw. Impact im Vergleich zum nachhaltigen Anlegen.
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