Das Milchjahr 2022 prägten rasante Preisanstiege. Neben den stark gestiegenen Preisen für konventionelle Milch blicken auch die Biomilcherzeuger auf kräftig erhöhte Auszahlungsleistungen zurück. Für ökologisch erzeugte Milch hat der AMI-Vergleichspreis 2022 um 8,3 Cent auf knapp 59,2 Cent/kg zugelegt. Damit wurde ein zuvor nie erreichtes Rekordergebnis erzielt. Der Preisauftrieb, der bereits Ende 2021 begann, gewann ab dem zweiten Quartal 2022 deutlich an Dynamik. Im September wurde bundesweit erstmals die Schallmauer von 60 Cent/kg durchbrochen.
Vorsprung schrumpft
Der Vorsprung vor der gentechnikfrei/konventionell erzeugten Milch ist im Laufe von 2022 auf ein Minimum geschrumpft. Im Jahresschnitt waren es 5,4 Cent/kg. Hintergrund: Im Biobereich hat der Lebensmitteleinzelhandel eine höhere Bedeutung als in der konventionellen Schiene. Die längerfristigen Verträge führen zu geringeren Preisschwankungen als dies beispielsweise an den Spotmärkten oder im kurzfristigen Geschäft mit Bulkware wie konventionellen Pulverprodukten und Blockbutter der Fall ist. Gleichzeitig führten die hohen Inflationsraten zu einer gestiegenen Preissensibilität einhergehend mit Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern. Darunter haben auch Biomolkereiprodukte gelitten.
Für 2022 bewegten sich die durchschnittlichen Auszahlungsleistungen der Biomolkereien allesamt oberhalb von 50 Cent/kg. Auch das Überschreiten der 60-Cent-Marke war keine Seltenheit.
Arla holt auf
Den höchsten Zuwachs von satten 14,3 Cent auf 63,70 Cent/kg ermöglichte die Genossenschaft Arla Foods für ihre Lieferanten, die Biomilch nach EU-Richtlinie erzeugten. Lässt man Bio-Heumilch zunächst außen vor, hat das skandinavische Unternehmen, das sich im vergangenen Jahr noch am unteren Ende der Preistabelle befand, einen deutlichen Sprung nach oben gemacht und den zweithöchsten Erzeugerpreis gezahlt.
Lediglich die Hamfelder Hof Bauernmolkerei mit Standort in Schleswig-Holstein konnte mit 67,65 Cent/kg für Bioland-Milch ein deutlich höheres Ergebnis erzielen und zum neuen Spitzenreiter aufsteigen. Den dritten Platz eroberte die Molkerei Ammerland mit einer Auszahlungsleistung von 63,17 Cent/kg für Bioland-Betriebe.
Mehr Biomilch
Seit Jahresbeginn herrschen auch bei den Erzeugerpreisen für Biomilch überwiegend rückläufige Tendenzen. Grund dafür war unter anderem die in den ersten vier Monaten gegenüber dem Vorjahr um 8,6 % kräftig gestiegene Biomilchanlieferung gepaart mit der rückläufigen Nachfrage nach Biomilchprodukten. Dennoch ist der Vorsprung zu der gentechnikfreien/konventionellen Variante erneut gestiegen, denn hier fielen die Abschläge deutlich höher aus. Ausschlaggebend ist wiederum das unterschiedliche Produktportfolio.
Bis Jahresmitte lagen die Biomilchpreise über dem Vorjahresniveau, dürften aber im weiteren Verlauf darunter rutschen. Dennoch wird das Ergebnis 2023 durch das hohe Ausgangsniveau im langfristigen Vergleich überdurchschnittlich ausfallen.
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