Sorgenkind Mittelgebirge

Für einen brauchbaren ersten Schnitt gab es im Mittelgebirge nur ein kurzes Zeitfenster. Danach erschwerte das wechselhafte Wetter die Ernteentscheidung. Topqualitäten sind nun nicht mehr zu erwarten.

Während Landwirte in den Niederungslagen von den hervorragenden Bedingungen in der ersten Maidekade profitieren konnten und den ersten Siloschnitt mit hohen Erträgen und Qualitäten eingefahren haben, stellte sich für die Mittelgebirgsregionen die Erntezeit etwas uneinheitlicher und schwieriger dar.

Kurzes Zeitfenster genutzt?
Wer Ende der vorletzten Woche (20. bis 22. Mai) die kurze Schönwetterphase für den ersten Schnitt genutzt hatte, hat es wohl genau richtig gemacht und Glück gehabt. In diesem Zeitfenster hatte das Grünland bis in Lagen von maximal 350 bis 400 m ü. NN meist optimale Qualitätswerte erreicht. Allerdings war die optimale Schnittreife zu diesem Zeitpunkt in den höheren Lagen bzw. in ungünstigen Tal- und Hanglagen noch nicht unbedingt erreicht, sodass ein großer Teil des Grünlandes noch nicht geschnitten wurde.

Seit Beginn der vergangenen Woche gestaltete sich die weitere Grünlandernte für einen qualitätsorientierten ersten Schnitt witterungsbedingt vielerorts schwierig, obwohl die Niederschläge zumindest von Mittwoch bis Freitag oder sogar bis Samstag vergangener Woche weitgehend ausblieben. Hier galt es, den kurzfristigen und lokalen Wetterbericht im Auge zu behalten und zwei trockene Tage für den ersten Schnitt zu nutzen. Denn jeder Tag, an dem nicht geerntet werden konnte, bedeutet eine schrittweise Verschlechterung der Qualitätsparameter. Alles, was nicht bis spätestens Ende vergangener Woche auch in den höheren Lagen geerntet wurde, ist unter dem Aspekt eines halbwegs qualitätsorientierten Anspruches an hohe Grundfutterleistungen kaum mehr zu verwenden.

Andererseits waren die Witterungsbedingungen für eine saubere und trockene Siloernte in der dritten Maidekade vielerorts schwierig. Das Wetter wie auch die Wetterberichte waren in diesem Zeitraum keine verlässliche Planungsgröße. Denn Niederschläge blieben regional bzw. lokal begrenzt, sodass es in den Mittelgebirgslagen bei Weitem nicht überall regnete und im Grunde doch gute Erntebedingungen herrschten.

Keine optimale Qualität
Entsprechend der Reifeprognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erreichen die Rohfasergehalte von Deutschem Weidelgras- betonten Grünlandbeständen der Reifeprüfungsstandorte im Sauerland inzwischen 26 bis 28 % in der TM. Die Energiewerte liegen aufgrund der hohen Proteingehalte immer noch auf vergleichsweise hohem Niveau, auch wenn die in den Übersichten vom DWD angegebenen Prognosewerte sicherlich etwas nach unten korrigiert werden müssten. Sobald nennenswerte oder sogar überwiegende Anteile an Obergräsern wie z. B. Knaulgras, Rohrschwingel, Wiesenfuchsschwanz oder Wolliges Honiggras im Grünland vorhanden sind, bewegen sich die Qualitätswerte sicherlich noch deutlich unterhalb der angegebenen Prognosedaten.

Die Reifeentwicklung des Grünlandes in der Eifel (Bezug Standort Dollendorf/Blankenheim) liegen entsprechend der Prognose gegenüber dem Sauerland zwar etwas zurück (siehe Übersicht), aber auch hier ist die qualitätsorientierte Schnittreife seit vergangener Woche überschritten.

Kälteeinbruch im April
Insgesamt war das bisherige Vegetationsjahr in Bezug auf die Grünlandentwicklung bis zum ersten Schnitt sehr individuell. Einem wiederum sehr milden Winter folgte ein relativ kühles und trockenes Frühjahr mit einem starken Kälteeinbruch mit Schneefällen in der letzten Aprilwoche, der das Wachstum und die Reifeentwicklung für rund eine Woche ins Stocken brachte - sowohl in den Niederungen als auch vor allem in den Mittelgebirgslagen.

Danach war es für drei Wochen ausgesprochen trocken, mit ausgeprägten Wärmephasen dazwischen, was für den Monat Mai normal ist. Aber gerade in den Mittelgebirgslagen war die Verzögerung des Wachstums und der Reifeentwicklung in der abschließenden Aprilwoche besonders ausgeprägt und setzte sich etwas abgeschwächt in der ersten Maiwoche fort. Selbst in der Phase des wüchsigen Wetters konnte diese Entwicklungsstagnation nicht kompensiert werden, sodass zu Beginn der letzten Maidekade in mittleren Höhenlagen die Grünlandaufwüchse die optimale Schnittreife kaum erreicht hatten.

Das Zeitfenster für gute Erntebedingungen eines Grünlandaufwuchses mit sehr hohen Qualitäten war allerdings zu klein, um alle relevanten Flächen zu schneiden. So verzögerte sich für viele Betriebe der erste Schnitt, was in der Folge zu unbefriedigenden Qualitätseinbußen führen konnte.Mit dieser Ausgabe endet die diesjährige Darstellung und Kommentierung der Schnittreifeprüfung für das Grünland. Hubert Kivelitz, Landwirtschaftskammer NRW

Die Ergebnisse der Reifeprüfung finden Sie hier.