Noch nicht schnittreif

Während der erste Siloschnitt in den Niederungslagen abgeschlossen ist, erreicht das Grünland in den Mittelgebirgslagen eine qualitätsorientierte Schnittreife voraussichtlich erst frühestens Anfang nächster Woche.

Beim Grünland konnte in den Niederungslagen der erste Siloschnitt spätestens in der vergangenen Woche unter guten Witterungsbedingungen abgeschlossen werden. Die zunächst kühlen Temperaturen Ende April und die nachfolgend starke Sonnen­einstrahlung haben insbesondere beim Deutschen Weidelgras ausgesprochen hohe Zuckergehalte bewirkt. Dies konnte am intensiven Kleben der Gräser am Schneidwerk oder Feldhäcksler gut beobachtet werden.

In Niederungslagen
Der intensive Sonnenschein, die hohen Temperaturen um die 27 °C und ein leichter bis böiger Wind haben dafür gesorgt, dass das geschnittene Gras relativ schnell angewelkt ist, sodass ein Wenden kaum erforderlich war. Dagegen war bei langen Feldliegezeiten von 24 bis 36 Stunden damit zu rechnen, dass ein optimaler Anwelkgrad von 35 bis 40 % Trockenmasse (TM) mitunter deutlich überschritten wurde, was als Voraussetzung für optimale Verdichtungs- und Silierungsprozesse nicht unbedingt förderlich ist.

Vergangene Woche ist auf vielen Flächen bereits Gülle gefahren worden und das Gras wächst schon wieder intensiv nach. Die Wachstumsgeschwindigkeit hat sich aber aufgrund der starken Temperaturrückgänge zum Pfingstwochen­ende wieder deutlich verlangsamt.Was in Niederungslagen jetzt noch auf dem Feld steht, sind überwiegend überständige Aufwüchse für die Heugewinnung oder von Naturschutzgrünland mit Vorgaben für späte Schnitttermine. Insbesondere auf schweren Böden und feuchten Lagen am Niederrhein fallen derzeit noch die typischen Wiesenfuchsschwanz-Wiesen auf.

In Mittelgebirgslagen
Die Entwicklung des Grünlandes liegt in den Mittelgebirgslagen gegenüber dem Niederrhein noch deutlich zurück. Insbesondere in kalten Tallagen oder an Nord- und Osthanglagen ist selbst in dieser Woche das Wachstum noch nicht richtig in Gang gekommen. Das bedeutet, die Gräser könnten gerade an diesen Standorten selbst bei milden Temperaturen und guter Wasserverfügbarkeit noch eine gute Woche wachsen. Schließlich hatte die kalte letzte Aprilwoche dafür gesorgt, dass sich in Mittelgebirgslagen die gesamte Entwicklung des Grünlandes verzögert. Das konnte auch nicht durch das zunehmend warme Sonnenscheinwetter der vergangenen zwei Wochen kompensiert werden.

Seit dem deutlichen Temperaturrückgang am Pfingstwochenende sind die relativen TM-Zuwächse und der physiologische Alterungsprozess der Grünlandaufwüchse wieder etwas verlangsamt. Auch die zunehmende Trockenheit hat insbesondere auf flachgründigen Standorten das Wachstum ins Stocken gebracht, da hier auch die Nährstoffumsetzungsprozesse im Boden unter diesen Bedingungen verlangsamt sind. Und so richtig ergiebig geregnet hat es in den vergangenen Tagen auch nicht. Entsprechend der Reifeprognose hat der Rohfasergehalt täglich um 0,3 bis 0,4 % in der TM zugenommen, sodass die optimale Schnittreife im Mittelgebirge auf vom Deutschen Weidelgras dominierten Grünlandflächen (22 bis 23 % Rohfaser in der TM) bisher noch nicht erreicht war.

Vor dem Hintergrund eines qualitätsorientierten ersten Siloschnittes ist aber möglichst im Laufe der nächsten Woche Silowetter absolut wünschenswert. Der Wetterprognose nach, scheint das zum kommenden Wochenende und zu Wochenanfang noch nicht der Fall zu sein.

Erster Schnitt recht spät
Wie aus den Reifeprognosedaten des Deutschen Wetterdienstes zu sehen ist, wird eine qualitätsorientierte Schnittreife des Grünlandes in den Mittelgebirgslagen Anfang bis Mitte nächster Woche ­erreicht sein. Damit steht der erste Siloschnitt dieses Jahr wieder vergleichsweise spät an.

Ähnlich wie im vergangenen Jahr ist damit zu rechnen, dass auch in diesem Jahr zum ersten Aufwuchs vergleichsweise niedrige Rohproteingehalte erreicht werden. Auch die Zuckergehalte dürften im Laufe der vergangenen Woche aufgrund der geringen Sonneneinstrahlungsintensität deutlich zurückgegangen sein. Hubertus Kivelitz, Landwirtschaftskammer NRW

Die Ergebnisse der Reifeprüfung finden Sie hier.