Kartoffeln — Kartoffelkäfer, Notfallzulassungen

12. Mai 2020 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche.

Kartoffeln – die ersten Kartoffelkäfer sind da: Der im Boden überwinternde Kartoffelkäfer beginnt nun mit einem etwa zweiwöchigen Reifefraß. Dann erfolgen die Paarung und die gruppenweise Ablage orangefarbener Eier (ca. 400) auf der Blattunterseite der Kartoffeln. Innerhalb von 4 bis 12, aber spätestens nach 25 Tagen schlüpfen die Larven. Warme Temperaturen sind optimal für eine schnelle Larvenentwicklung. Anbauer sollten aber erst behandeln, wenn die Schadschwelle von 15 Larven pro Pflanze überschritten wird. Häufig reichen Randbehandlungen aus. Bevorzugt bienenungefährliche Mittel, wie z. B. Biscaya, Coragen oder Mospilan SG/Danjiri, einsetzen. Biscaya wirkt auch gegen Blattläuse, darf aber nur noch zur Kartoffelsaison 2020 zum Einsatz kommen.
Beachten: VV553: Keine Anwendung in Kombination mit Netzmitteln. Gilt für: Mospilan SG, Danjiri.

Notfallzulassungen für den Ökokartoffelanbau: Für Novodor FC (Wirkstoff: Bacillus thuringiensis subspecies tenebrionis Stamm NB 176) wurde eine Notfallzulassung für die Zeit vom 30. April bis zum 27. August für 120 Tage erteilt. Die zugelassene Menge wurde auf 54  000 l begrenzt und ist bei zwei Anwendungen ausreichend für 5400 ha Kartoffeln. Anwendungszeitpunkt bei Befallsbeginn, ab Schlüpfen der ersten Larven (L1 bis L4-Larven), zweimal mit 5 l/ha im Abstand von fünf Tagen. Unterblattspritzungen sind möglich.

Für NeemAzal-T/S (Wirkstoffe: Azadirachtin, Azadirachtin A) wurde eine Notfallzulassung für die Zeit vom 6. Mai bis zum 2. September für 120 Tage erteilt. Die zugelassene Menge wurde auf 5000 l begrenzt und ist bei zwei Anwendungen ausreichend für 1000 ha Kartoffeln. Das heißt, neben der regulären Zulassung von Neem-Azal-T/S mit zwei Anwendungen, kommen zwei zusätzliche Anwendungen über die Notfallzulassung dazu, sodass nun insgesamt vier Anwendungen möglich sind. Anwendungszeitpunkt nach Erreichen des Schwellenwertes oder nach Warndienstaufruf (L1 bis L3-Larven) zwei- bis viermal mit 2,5 l/ha im Abstand von mindestens sieben Tagen. Wartezeit: Vier Tage. Für NeemAzal-T/S besteht zudem eine reguläre Zulassung für konventionellen Kartoffelanbau.

Kartoffeln – Notfallzulassungen gegen Spinnmilben: Im Rückblick auf die vergangenen drei Jahre mit sehr hohem Spinnmilbenbefall in anfälligen Kartoffelsorten sind die zwei aktuell erteilten Notfallzulassungen erfreulich, da bislang keine ausreichend wirksamen Akarizide zugelassen waren. Für Milbeknock (Wirkstoff: Milbemectin) wurde eine Notfallzulassung vom 6. Mai bis zum 2. September für 120 Tage erteilt. Die zugelassene Menge wurde auf 10  000 l begrenzt und ist ausreichend für 10  000 ha Kartoffeln. Anwendungszeitpunkt nach Erreichen des Schwellenwertes oder nach Warndienstaufruf einmal mit 1 l/ha in 800 bis 1000 l/ha Wasser. Das Mittel ist temperaturunabhängig und nützlingsschonend, wird aber als bienengefährlich eingestuft (B1). Nach Erfahrungen aus dem Zierpflanzenbau bekämpft Milbeknock alle beweglichen Stadien. Es wirkt translaminar. Heißt: Es durchdringt das Blatt, sodass es auch auf der Blattunterseite sitzenden Spinnmilben erfasst. Die Kombination mit einem Additiv, wie z.  B. Break Thru, verbessert die Wirkung.
Für Apollo 50 SC (Wirkstoff: Clofentezin) wurde eine Notfallzulassung für die Zeit vom 15. Mai bis zum 11. September für 120 Tage erteilt. Die zugelassene Menge wurde auf 4000 l begrenzt und ist ausreichend für 10  000 ha Kartoffeln. Anwendungszeitpunkt nach Erreichen des Schwellenwertes oder nach Warndienstaufruf einmal mit 0,4 l/ha in 400 bis 800 l/ha Wasser. Das Mittel wird als nicht bienengefährlich eingestuft (B4).
Nach Erfahrungen aus dem Zierpflanzenbau bekämpft Apollo 50 SC nur die Eier und das erste Larvenstadium, alle anderen beweglichen Stadien nicht. Da es sich um ein Kontaktakarizid handelt, empfiehlt sich die Kombination mit einem Additiv, wie z.  B. Break Thru oder Silwet. Sehr wichtig ist die Benetzung der Blattunterseiten.
Empfehlung: Aufgrund der Wirkweise sollten Landwirte bei Spinnmilbenbefall mit Milbeknock starten und wenn sie noch sehr viele Eier auf der Blattunterseite finden, die zweite Behandlung mit Apollo 50 SC durchführen.

Blattnekrosen in der Sorte Markies, verursacht durch Spinnmilben. (Bildquelle: Dr. Benker)



Starker Spinnmilbenbefall in der Sorte Markies im Jahr 2019. (Bildquelle: Dr. Benker)