Deutlicher Wachstumsschub

Die warmen Temperaturen der vergangenen Tage haben für einen deutlichen Zuwachs beim Grünland gesorgt. Der erste Grünlandschnitt ist am Niederrhein schon unter Dach und Fach.

Das trockene und beständige Wetter der vergangenen Tage dürfte die meisten Landwirte veranlasst haben, das Feldgras bei optimalen Silierbedingungen zu ernten. Die nasskalte Witterung der letzten Aprilwoche führte zwar kaum zu Ertragszuwächsen, die Qualitätsparameter Rohfaser-, Rohprotein- und Energiegehalt blieben aber nahezu unverändert. Wer in der vergangenen Woche die Feldgrasernte abgeschlossen hat, konnte in den Niederungslagen hohe Erträge von mehr als 60 dt/ha TM erzielen, bei Energiegehalten von rund 6 bis 6,2 MJ NEL/kg TM und Rohfasergehalten von 24 bis 26 %. Die Feldgrasbestände sollten inzwischen überall geerntet worden sein.

Die zunehmenden Temperaturen seit Beginn der vergangenen Woche sorgten in den Niederungslagen wieder für einen starken Wachstumsschub beim Grünland, und das nachdem die nasskalte Witterung zuvor mehr oder weniger zu einem Wachstumsstillstand geführt hatte. Bei guter Wasserversorgung der Böden, starker Sonneneinstrahlung und Tages­höchsttemperaturen von mehr als 25 °C am vergangenen Wochen­ende wurden tägliche Zuwachsraten von rund 1,2 bis 1,4 dt/ha TM erreicht.

Erster Schnitt eingefahren
Die idealen Witterungsbedingungen haben zum vergangenen Wochenende in den Niederungen bereits viele Landwirte dazu veranlasst, den ersten Schnitt einzufahren. Entsprechend der Reifeprognose des Deutschen Wetterdienstes wurden bei Grünlandbeständen mit hohen Anteilen an Deutschem Weidelgras, wie sie in den Niederungslagen häufig anzutreffen sind (hier Standort Kleve), zum Ende der vergangenen Woche Rohfasergehalte von 21 bis 22 % und Energiekonzentrationen von 6,4 bis 6,5 MJ NEL/kg TM erreicht. Unter dem Gesichtspunkt optimaler Qualitäten und aufgrund des stabilen Hochdruckwetters dürfte der erste Schnitt auf dem Großteil der Grünlandflächen in Niederungslagen bereits abgeschlossen sein. Hier führt jede weitere Verzögerung des ersten Schnittes zu einer Verschlechterung der Silagequalitäten, mit einer täglichen Zunahme der Rohfaser um 0,3 bis 0,4 % in der Trockenmasse.

Die ökologisch bewirtschafteten Grünlandflächen des Reifeprüfungsstandortes Haus Riswick liegen im Ertrag etwa 7 dt/ha TM unter dem konventionellen Grünland und zeigen damit ein hohes Ertragsniveau. Hinsichtlich der Qualitätsparameter sind die Aufwüchse des Ökogrünlandes physiologisch etwa auf dem gleichen Niveau wie die des konventionell bewirtschafteten Grünlandes.

In Mittelgebirgslagen
Auch in den Mittelgebirgslagen ist das stabile Hochdruckwetter seit Mitte vergangener Woche angekommen. Insbesondere in den Nächten war es aber zunächst sehr kalt, mit Temperaturen kaum über dem Gefrierpunkt. Auch die Tages­temperaturen erreichten kaum die 15-°C-Marke. Inzwischen sind in den Mittelgebirgsregionen in mittleren Lagen die Temperaturen auf etwa 20 bis 23 °C gestiegen. Auch die Nächte sind nicht mehr so kalt.

Die derzeitigen Rohfasergehalte an den Reifeprüfungsstandorten im Sauerland und in der Eifel liegen der Prognose nach bei etwa 18 bis 19 % in der TM. Knaulgrasreiche Grünlandbestände können auch über diesem Wert liegen. Die Energiegehalte liegen entsprechend der Prognose bei 6,8 MJ NEL/kg TM. Bei täglichen Zunahmen der Rohfaser um 0,5 % in der TM kommt der erste Schnitt zum Wochenende demnach etwas zu früh. Eine optimale Schnittreife des Grünlandes mit Rohfasergehalten von 22 bis 23 % wird voraussichtlich Mitte nächster Woche erreicht, bei gleichzeitig guten Erträgen. Dies gilt sowohl für die Eifel als auch für das Sauerland. Die starke Sonneneinstrahlung tagsüber und verhaltene Nachttemperaturen werden sicherlich für hohe Zuckergehalte im Gras sorgen.

Für die Mittelgebirgsregionen zeichnet sich eine typische Grünlandentwicklung ab: zuerst sehr verhaltenes, dann sehr schnelles und intensives Wachstum innerhalb von zwei bis drei Wochen.Zu beachten sind in den Mittelgebirgslagen oftmals die sehr heterogenen Standortverhältnisse. Südexponierte Lagen zeigen oft eine deutlich frühere Schnittreife als Nordhanglagen oder kalte Tallagen. Der vermeintlich richtige Schnitttermin ist stets ein Kompromiss. Ausschlaggebend sind die passende Witterung und die Verfügbarkeit von Lohnunternehmern. Zum Pfingstwochenende soll das Wetter unbeständig werden. Niederschläge sind möglich und die Temperaturen gehen stark zurück. Entsprechend den mittelfristigen Prognosen könnte sich aber Mitte nächster Woche wieder gutes Silierwetter einstellen. Dann heißt es: Nicht warten, schneiden! Hubert Kivelitz, Landwirtschaftskammer NRW

Die Ergebnisse der Reifeprüfung finden Sie hier.