Im Mai klagen oftmals Niederwildjäger, dass sie keine Fasane mehr sehen und wenn doch, nur Hähne. Grundsätzlich stellt diese Beobachtung aber eine gute Nachricht für Fasanenheger dar.
Balz beginnt im März
Zum zeitlichen Geschehen im Frühjahr: Im März beginnt der Fasanenhahn damit, sein Territorium auszusuchen und gegen andere Hähne zu verteidigen. Der polygame, also eine „Vielehe“ führende Hahn sammelt dann in der Balz ein Harem von etwa drei bis sechs Hennen um sich.
Im Revier des Hahnes suchen die Hennen sich dann einen geeigneten Neststandort, zum Beispiel in Altgras, in einem Blühstreifen, in einer Hecke, auf einer Wiese oder in noch stehender Winterfrucht. Der alte Merkvers: „Erster Mai – erstes Ei“ gilt jedoch nicht, wie einige Jäger glauben, für den Fasan, sondern für das Rebhuhn. Die Fasanenhenne beginnt schon einen Monat früher mit der Eiablage.
Ist die Eizahl von 10 bis 16 Eiern erreicht, beginnt die Henne nach Ablage des letzten Eies ihre 24-tägige Brut. Wenn in der Legephase Nesträuber wie Rabenkrähe oder Elster die Eier entdecken oder das Gelege ausgemäht wird, setzt die Henne die Eiablage an einem anderen Ort direkt fort.
Hat die Henne allerdings mit der Brut begonnen und die Eier gehen verloren, kann es unter Umständen bis zu mehreren Wochen dauern, bis die Fasanenhenne wieder in Balz- und Legestimmung kommt. Das dann angelegte Zweitgelege hat mit der halben Eizahl deutlich weniger Eier als das Erstgelege. Auf diese Weise kann sich die Fasanenbalz bis in den Juni hinein ausdehnen und endet nicht bereits im April.
Manchmal lassen sich sogar während der Getreideernte im August noch Fasanenhennen mit zwei bis vier, gerade flugfähigen Jungtieren beobachten.
Typisches Brutgestüber
In der Brutzeit verlässt die Henne ihr Gelege meistens nur einmal am Tag zur Futter- und Wasseraufnahme. Dabei erledigt sie auch ihr „Geschäft“, indem sie sich ihres tischtennisballgroßen und mit Kalk überzogenen Brutgestübers in der Nähe des Brutplatzes entledigt. Fasanenheger freuen sich folglich, wenn sie im Mai von Fasanenhennen nur deren übel riechenden Hinterlassenschaften bemerken.
Die Fasanenhenne hat es in dieser Zeit immer eilig, wieder auf ihr Gelege zu kommen, da ihre Eier in der Zwischenzeit schutzlos sind.
Gerade Rabenkrähen überwachen mit ihren hervorragenden Augen auf hohen Bäumen mehrere Hundert Meter im Umkreis jede Bewegung. Die schlauen Vögel haben gelernt, dass es sich lohnt nachzusehen, wo die hektisch Futter suchenden Fasanenhennen in dieser Jahreszeit hergekommen sind.
Wer im Mai in einem Niederwildrevier Fasanenhähne mit einer oder mehreren Hennen beobachtet, kann davon ausgehen, dass die Henne ihre Eier verloren hat und wieder in Balzstimmung kommt. Die Vegetation wird in dieser Jahreszeit im Feldrevier jedoch schnell höher. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, Fasane zu beobachten. Wenn ab Mitte Mai in ersten Gelegen die Fasanenküken schlüpfen, ist die Fasanenhenne sehr heimlich, um die kleinen Nestflüchter nicht zu gefährden. Der Fasanenhahn beteiligt sich nicht an der Aufzucht der Küken und lässt sich dann wieder als Einzelvogel beobachten.
Geschlechterverhältnis
Eine alte Streitfrage unter Niederwildhegern ist die Frage nach dem richtigen Geschlechterverhältnis beim Fasan. Die Meinungen reichen von einem ausgewogenen Verhältnis von einer Henne pro Hahn bis zu einem halben Dutzend, also sechs Hennen pro Hahn. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis soll vermeintlich notwendig sein, damit der Hahn die Henne ausreichend treten kann und alle Eier befruchtet sind. Doch diese Meinung ist falsch, wie sich in einem Versuch klären ließ: In einer Voliere habe ich den Hahn von seinen sechs legenden Hennen getrennt, die Eier täglich gekennzeichnet und dann in die Brutmaschine gelegt. Beim wöchentlichen Schieren und beim Schlupf ließ sich feststellen, dass die Eier noch 14 Tage lang befruchtet waren. Ein regelmäßiges Treten der Hennen durch den Hahn ist also nicht erforderlich, damit die Henne befruchtete Eier legt.
Außerdem habe ich beim Ausbrüten von ausgemähten Gelegen mit der Brutmaschine oder unter Zwerghennen im Revier mit einem Geschlechterverhältnis im Durchschnitt von einem Hahn auf fünf Hennen immer eine Befruchtungsrate von 80 bis 90 % gehabt. Der Hahn hat natürlich eine gewisse Wächterfunktion für seine brütenden Hennen. An der Aufzucht der Küken ist er aber nicht beteiligt und gegen Prädatoren oder Mähwerke kann er sie ebenfalls nicht erfolgreich verteidigen. Fasane lassen sich gut geschlechtsspezifisch bejagen. Die Hennen werden auch deshalb nicht bejagt, weil sie als Zuwachsträger erhöhten Verlusten ausgesetzt sind. Brütende Hennen werden von Bodenprädatoren erbeutet und erleiden zudem Verluste bei der Grünlandmahd.
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