Derzeit geben viele Pferdeweiden ein trauriges Bild ab: Trockenheit und Hitze, oft in Kombination mit Überweidung, haben die Grasnarbe ruiniert. Was bleibt, sind spärliche braune Stoppeln. Umso wichtiger ist für Pferde der Zugang zu frischem Wasser. „Wasser muss den Pferden unabhängig vom Haltungssystem freizugänglich in einwandfreier Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung stehen“, sagt Dr. Andreas Franzky, Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz TVT, mit Verweis auf die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten.
Doch gerade im Hochsommer stellt diese Notwendigkeit viele Pferdebesitzer vor Probleme – vor allem, wenn die Pferdeweide nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen oder schlecht zugänglich ist.
Stimmt die Qualität?
Wichtig ist, dass den Pferden einwandfreies Wasser angeboten wird. Kommt dieses aus der Trinkwasserleitung, ist davon ausgehen, dass es hygienisch unbedenklich ist, denn für den menschlichen Trinkwassergebrauch gilt die deutsche Trinkwasserverordnung. Für Tränkwasser gibt es diese rechtlich bindenden Vorgaben nicht, wohl aber vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Orientierungswerte.
Wird das Tränkwasser aus einem Brunnen gewonnen, ist es empfehlenswert, die Qualität mindestens einmal im Jahr in einem Labor – zum Beispiel bei der LUFA – untersuchen zu lassen. Das Auffangen von Regenwasser zum Tränken ist kritisch zu betrachten, denn mit dem Regen gelangen Verunreinigungen und Schadstoffe ins Wasser, das so per se nicht gesund ist und schnell verdirbt.
Gesundheitsrisiko durch Coli und Salmonellen
Doch auch ursprünglich einwandfreies Wasser kann zum Gesundheitsrisiko werden. Dazu Franzky: „Bei Temperaturen um 30 °C fühlen sich Keime besonders wohl und vermehren sich bei solchen Bebrütungstemperaturen in offenen Wasserbehältern besonders schnell.
Aus Sicht von Tierärztin Dr. Nicole Beusker aus Warendorf sind vor allem Coli-Bakterien, als Hinweis auf Fäkalien, und Salmonellen relevant: „Salmonellen können durch den Kot infizierter Tiere ins Wasser gelangen und bei empfindlichen Pferden und Fohlen schwere Durchfälle auslösen.“
Reichen Bottiche und Wannen?
Gängige Praxis bei der Wasserversorgung auf der Weide sind Bottiche und Wannen. Dabei sind lebensmittelechte Kunststoffwannen den schwarzen, mit Weichmachern belasteten Mörtelwannen aus dem Baumarkt vorzuziehen und mit etwa 30 € für eine 65-l-Wanne eine gute Investition. Bodennahes Trinken von der Wasseroberfläche entspricht dem natürlichen Trinkverhalten der Pferde als Saugtrinker. Außerdem sind sie als Fluchttiere darauf eingestellt, große Mengen in kurzer Zeit zu trinken, erwachsene Pferde bis zu 60 l pro Tag, im Sommer auch durchaus mehr.
Mit den offenen Behältern sind aber auch Nachteile verbunden: Durch die schnelle Verschmutzung reicht es nicht, die Bottiche regelmäßig aufzufüllen. Sie müssen auch alle paar Tage entleert und gründlich gereinigt werden. Denn an den Wänden bildet sich ein sogenannter Biofilm. Die schmierige Schicht ist eine ideale Brutstätte für Krankheitskeime. „Diese Mikroorganismen scheiden Toxine aus, die zu einer Überlastung der Entgiftungsorgane führen und auch das Immunsystem belasten können“, so Beusker.
Nicht mit harter Bürste reinigen
Geschrubbt werden sollte nicht mit einer besonders harten Bürste, da feine Kratzer eine Neubesiedelung begünstigen. Besser eignet sich zum Beispiel ein Schwamm. Ergänzend gibt es im Handel spezielle Reiniger mit Zusatzeffekten, zum Beispiel durch effektive Mikroorganismen, die Keime verdrängen und vor Neuverschmutzung schützen sollen. Dazu noch ein praktischer Tipp: Tränken sollten nicht direkt neben der Futterstelle stehen, um ein Verschmutzen durch Futterreste zu vermeiden.
Wasser auf Vorrat
Gerade auf abgelegenen Weiden ohne Wasseranschluss ist ein Wasservorrat von Vorteil. Traditionell werden in der Landwirtschaft Tränkewagen aus Zink eingesetzt. Steht dieser an einem schattigen Platz, erwärmt sich das Wasser nicht so schnell und bleibt länger frisch. Zum Vergleich: Ein sauberer Tränkewagen, der mit Leitungswasser gefüllt ist, kann im Schatten ohne Weiteres fünf bis sechs Tage stehen. Ein offener Wasserbottich muss dagegen spätestens alle zwei Tage entleert und mit frischem Wasser gefüllt werden.
Tränkewagen als Alternative
Immer häufiger fallen auch große weiße Kunststoffwürfel auf Pferdeweiden auf. Diese Intermediate Bulk Container (IBC) bestehen aus einer Tankblase und einer Gitterbox, die auf einer Palette montiert ist. Die Behälter mit einem Volumen von bis zu 1000 l werden zwar gebraucht angeboten, empfehlenswert ist aber ein Kompromiss aus neuer Tankblase und gebrauchter Gitterbox und Palette. Mit einem schwimmergesteuerten Tränkebecken können sowohl Tränkewagen als auch IBC zur Selbsttränke aufgerüstet werden. Hersteller weisen darauf hin, dass schwarze Innenbehälter das Wasser besser vor Sonneneinstrahlung und somit Algenbildung schützen als die gebräuchlichen weißen.
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