Wisente: Der Streit ist nicht entschieden

Das Amtsgericht in Schmallenberg hat am gestrigen Donnerstag, 12. September, nach rund vierstündiger Verhandlung die Entscheidung zur Zukunft der Wisent-Herde in Südwestfalen vertagt.

Am Donnerstag, 2. Oktober, will das Amtsgericht die Rechtsfrage entscheiden, ob die ausgewilderten Tiere "herrenlos" sind oder nicht. Die Antwort entscheidet nicht nur über die Entschädigung gegenüber Dritten wegen Verletzung des Eigentumsrechtes, sondern letztlich auch über die Zukunft des Auswilderungsprojektes.

Austausch der Argumente

Geklagt hatte der Landwirt Hermann-Josef Vogt aus Schmallenberg-Oberkirchen. Er hob vor Gericht hervor, dass er die Schälschäden an den Bäumen, zweifelsfrei ausgelöst durch die Wisente, nicht hinnehme. Sein Ziel sei nicht der finanzielle Ausgleich, sondern Nachhaltigkeit: Er wolle die ererbten Forsten den nachfolgenden Generationen seiner Familie ohne Schäden übergeben. Vogt hatte kürzlich ein Betretungsverbot seiner Wälder per einstweiliger Verfügung erwirkt.

Die Gegenseite, der Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein, hatte dagegen Widerspruch eingelegt. Bekomme der Kläger Recht und dürften die Wisente die privaten Waldflächen außerhalb des Reviers des Artenschutz-Projektes nicht betreten, dann seien die Wisente letztlich "eingesperrt", unterstrich Rechtsanwalt Stephan Hertel die Position des Trägervereins. "Dann wäre das Projekt tot."

Großes Medieninteresse

Das Schmallenberger Amtsgericht hatte vor einigen Tagen die Position des klagenden Waldbauern gestärkt. In der von ihm angestrengten einstweiligen Verfügung hatte das Gericht festgestellt, dass „die Wisente erhebliche Schälschäden auf den Grundstücken und an den Bäumen des Antragstellers verursachen“. Der Trägerverein habe Schäden nicht nur zu ersetzen, sondern von vornherein zu verhindern.

Der Ausgang des Rechtsstreit gilt als offen. Er stieß bereits im Vorfeld auf enormes Medienecho. Die Verhandlung im Schmallenberger Amtsgericht verfolgten – neben den Beteiligten, einer Reihe von Zeugen sowie rund 20 Zuhörer – auch zahlreiche Vertreter der örtlichen und regionalen Medien, darunter auch des Landwirtschaftlichen Wochenblattes, sowie überregionaler Medien wie dpa, ZDF und RTL. bp/Str.

Ein ausführlicher Bericht zur Gerichtsverhandlung in Schmallenberg erscheint in der kommenden Ausgabe des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe, Folge 38, vom 18. September 2014.