Wird die Sortenzulassung privatisiert?

Die Sortenzulassung und die Saatgutzertifizierung sollen in der EU vereinheitlicht werden. Derzeit werden fünf Szenarien diskutiert.

In der EU herrschen ungleiche Wettbewerbsbedingungen und es wird als notwendig angesehen, die Spielregeln für die Zulassung von Sorten und die Zertifizierung von Saat- und Pflanzgut zu vereinheitlichen. Zudem sollen die Verfahren vereinfacht und privatisiert werden, um dadurch die ohnehin knappen finanziellen Mittel in allen EU-Staaten effektiver zu nutzen. Seit geraumer Zeit gibt es in Brüssel eine Arbeitsgruppe, die sich mit der zukünftigen Weiterentwicklung der Sortenzulassung und der Saatgutzertifizierung befasst.

Fünf Szenarien in der Diskussion

Die nachfolgend dargestellten fünf Szenarien zeigen den aktuellen Diskussionsstand:

Szenario 1:
Keine Änderungen. Sortenzulassung und Saatgutzertifizierung werden im Wesentlichen behördlich organisiert und durchgeführt, 100%ige Kostendeckung der administrativen Aufgaben.

Szenario 2:
Co-System. Behördliche Entscheidungen bleiben, aber Übertragung verschiedener Tätigkeiten auf die beteiligten Industrie/Saatgutanbieter.

Szenario 3:
Co-System wie Szenario 2. Allerdings werden die behördlichen Auflagen und Einflussnahmen weiter reduziert, Wertprüfungen und amtliche Zertifizierungen weiter optional möglich.

Szenario 4:
Zwei unterschiedliche Ebenen. Sektion 1 beinhaltet geprüfte Sorten, Sektion 2 steht für ungeprüfte Sorten mit reduziertem Anforderungsprofil.

Szenario 5:
Harmonisierung und Vereinfachung durch Zentralisierung auf EU-Ebene.

Willi Thiel, Eric Preuß, Landwirtschaftskammer Niedersachsen,Arbeitsgemeinschaft der Anerkennungsstellen für Saat- und Pflanzgut in Deutschland

Welche Änderungen sich für die Sortenprüfung in Deutschland ergeben würden und wie sich diese für die Landwirte auswirken, lesen Sie in Folge 52/2011 auf den Seiten 33 und 34.