Wird die Landwirtschaft zweigeteilt?

Prof. Dr. Ernst Berg von der Universität Bonn prophezeit der Landwirtschaft eine Zweiteilung – kommerziell ausgerichtete Betriebe auf der einen und gesellschaftsorientierte auf der anderen Seite. Auf dem WLV-Kreisverbandstag Recklinghausen in Haltern am See skizzierte der Agrarökonom vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik, wie die europäische Agrarpolitik nach 2013 aussehen könnte.

Persönlich hält der Wissenschaftler ein Ende der Direktzahlungen nach 2013 für wahrscheinlich. „Direktzahlungen ohne Gegenleistung lassen sich in Zukunft nicht mehr legitimieren“, machte er deutlich. „Das Argument, Bauern hielten die Landschaft ,offen’ reicht nicht aus“, so Berg. Und auch die Begründung, Direktzahlungen glichen Kostennachteile in der Produktion gegenüber anderen Ländern aus, hält Prof. Dr. Ernst Berg für nicht überzeugend: „So viel teurer ist es nicht, in Deutschland zu produzieren.“ Während die Mittel der ersten Säule nach Meinung des Experten abgebaut werden, erfolgt eine teilweise Aufstockung der zweiten Säule. Die Mittelvergabe im Rahmen von Vertragsnaturschutz oder Agrarumweltmaßnahmen sei aber an Gebietskulissen gebunden und komme daher nicht allen Betrieben zugute.

„Der Großteil der Betriebe wird sich noch stärker marktwirtschaftlich orientieren, Standardprodukte für anonyme Märkte erzeugen und durch Wachstum um die Kostenführerschaft kämpfen“, prognostizierte Berg. Den Zwang zu wachsen könne ein Betrieb nur umgehen, wenn der Landwirt es schaffe, ein „regionales Monopol“ aufzubauen und direkt Endkunden zu beliefern. Nach Meinung des Betriebswirtes wird der anderere Teil der Betriebe sein Einkommen weitestgehend für die Bereitstellung gesellschaftlicher Leistungen erhalten und dafür aus dem öffentlichen Haushalt entlohnt. Dörte Quinckhardt