Waschbären weiter auf dem Vormarsch

Waschbären breiten sich in Nordrhein-Westfalen weiter aus. Das belegt die Jagdstrecke 2012/2013. Sie stieg bei den Kleinbären um 31 % auf 11.075. Erstmals wurde damit die 10.000er-Marke überschritten.

Wie die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung in Bonn mitteilte, stammen die Zunahmen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet. Kernvorkommen sind die Kreise Höxter, Lippe und Paderborn. Mit gut 4.400 Waschbären umfasst allein die Jagdstrecke im Kreis Höxter 40 % (!) der NRW-Jagdstrecke.

Ein starker Anstieg der Waschbärstrecke wurde im Raum Bielefeld-Herford-Minden, im Sauer- und Siegerland, im Niederbergischen (Wuppertal-Mettmann-Ennepe-Ruhr) sowie – allerdings noch auf sehr niedrigem Niveau – in den rheinischen Mittelgebirgen von Aachen über Euskirchen und den Rhein-Sieg-Kreis bis zum Oberbergischen Kreis festgestellt.

Mit Nachweisen aus nun erstmals 34 Kreisen und kreisfreien Städten schreitet die Arealexpansion der seit rund 60 Jahren in NRW präsenten Art weiter fort.

NABU: Waschbär keine jagdbare Art

Vor diesem Hintergrund überrascht das Positionspapier zur Ausrichtung der Jagd in Deutschland, das der NABU im Dezember vorgelegt hat. Sogenannte Neozoen wie Marderhund, Mink und Waschbär sind aus Sicht des NABU aufgrund der nicht vorhandenen Verwertung keine jagdbaren Arten. „Für diese Tiere ist unter Umständen ein Wildtiermanagement zum Schutz anderer gefährdeter Arten erforderlich“, heißt es in dem Positionspapier.

Auch wenn dabei jagdliche Methoden zur gezielten Regulierung von Beständen angewendet werden könnten, sollte das Wildtiermanagement dem Naturschutzrecht unterliegen, so die Forderung. Aus Sicht des NABU seien zudem in einem zukunftsfähigen Jagdgesetz nur noch Ansitz- und Bewegungsjagden zuzulassen, während Beiz-, Fallen- und Baujagden abgeschafft werden sollten.

DJV: Effektive Fangjagd zum Schutz bedrohter Arten notwendig

Dieser Forderung widersprach der Deutsche Jagdverband (DJV). Eine Vielzahl von Naturschutzprojekten, etwa zum Schutz von Wiesenbrütern oder Sumpfschildkröten, zeigten, dass Artenschutz mit Lebensraumgestaltung allein nicht zum gewünschten Erfolg führe. Eine effektive Reduzierung der zumeist dämmerungs- und nachtaktiven Beutegreifer wie Fuchs, Marder, Waschbär und Marderhund werde erst durch den fachkundigen Einsatz von Fanggeräten erreicht. Wer bedrohten Arten helfen wolle, müsse daher eine effektive Fangjagd erhalten, heißt es in einer Pressemitteilung des DJV.

Zudem würde das vom NABU geforderte Verbot der Fallenjagd außer Acht lassen, dass dann Steinmarder auf dem Dachboden oder unter der Motorhaube auch nicht mehr gefangen werden dürften. Einen „Zwei-Klassen-Tierschutz“ dürfe es nicht geben. AgE/bp