Von 1 Euro Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel erhält der Landwirt 23 Cent

Der Anteil der landwirtschaftlichen Verkaufserlöse an den Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel inländischer Herkunft lag im Jahr 2014 bei 23 %. Anfang der 70er Jahre lag der entsprechende Anteil mit 48 % mehr als doppelt so hoch, heißt es im Situationsbericht 2015/16, der in dieser Woche vorgestellt wurde.

Bei Milch- und Milcherzeugnissen betrug der Anteil in 2014 42 %, bei Fleisch- und Fleischwaren 24 %. Am niedrigsten ist der Erlösanteil nach wie vor bei Brotgetreide und Brotgetreideerzeugnissen mit knapp 5 %.

Getreidepreise haben geringe Auswirkungen auf den Brotpreis

Auch landwirtschaftliche Erzeugerpreise für Backweizen von 200 Euro je Tonne stellen nur einen geringen Kostenfaktor bei der Brotherstellung dar. So entfallen bei einem Brötchen weniger als 7 % des Preises auf seinen Getreideanteil. Für die Herstellung eines Brötchens benötigt der Bäcker etwa 34 Gramm Mehl. Bei einem Ausmahlungsgrad von rund 75 % sind das lediglich 45 Gramm Weizen. Um den Brötchenpreis um nur einen Cent anzuheben, müsste sich der Getreidepreis verdoppeln. Schwerwiegender in der Preiskalkulati-on der Bäcker wirken sich dagegen die Kosten für Energie und Löhne aus.

Lebensmittel werden erschwinglicher

Von 1950 bis 2014 hat sich der Nettostundenverdienst eines Industriearbeiters auf mehr als das 22-fache erhöht. Da die Brotpreise nur um das 10-fache gestiegen sind, kann sich der Industriearbeiter für seinen Stundenlohn heute (2014) mehr als doppelt soviel Brot kaufen wie noch vor gut 60 Jahren.

Der Weizenerzeugerpreis lag 2014 in etwa auf dem Niveau von 1950; bezogen auf das Endprodukt erlöst der Landwirt nur etwa 6 %. Demgegenüber waren es 1950 entsprechend noch zwei Drittel des Brotpreises. Wären die Weizenpreise seit 1950 genauso stark gestiegen wie die Inflationsrate, dann könnten die Erzeuger für einen Doppelzentner (100 kg) heute etwa 87 Euro erlösen.

Unterschiedliche Verbrauchsentwicklungen

Der Verbrauch bei den einzelnen Nahrungsmitteln hat sich in den letzten Jahren unterschiedlich entwickelt. Steigende Verbrauchszahlen je Kopf der Bevölkerung werden bei Gemüse und Käse gemessen. Rückläufig ist dagegen der Verbrauch bei Kartoffeln und Butter, während er bei vielen anderen Produkten von Jahr zu Jahr schwankt. Bei Fleisch ist der Unterschied zwischen dem Verzehr und dem Verbrauch pro Kopf der Bevölkerung zu beachten, denn ein erheblicher Teil der Schlachtungen kann nicht für den menschlichen Verzehr verwendet werden.

Quelle: topagrar.com